Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 59.

HEIDELBERGER

1856.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schuler: Siebenbürgische Rechtsgeschichte.
(Schluss.)

Sie bestanden aus sechs Stämmen, welche von der Feudalmö-
narchie Stephans des Heiligen nicht berührt wurden, sondern nach
alter Sitte zunächst selbstständig fortlebten. Das Seklerland ist also
der erste Territorialbestandtheil Siebenbürgens. Den zweiten bilden
die Bewohner der von den Königen der Magyaren eroberten Distrikte.
Gegen das Ende des zehnten Jahrhunderts kam nämlich nach dem
allerdings etwas unzuverlässigen Anonymus Bela regis notarius Mit-
theilung Tuhutums Magyarischer Stamm nach Siebenbürgen. Er
dringt zuerst an die Szamos vor, besetzt die Szitägysäg d. h. das
s. g. Waldland — Silvania. Von da an verbreitet er sich bis
an die Kokel und Maro sch, die Walachen allda unterjochend, die
Petschenegen und Cumanen sich assimilirend. Man findet nun in den
West- und Südgebirgen walachische Grundherrn (Knase) mit einer
gewissen Selbstständigkeit. Der heidnische Herzog Gyula regiert
in diesem Landtheile, wird aber 1002 vom christlichen König Ste-
phan I. besiegt. Das Land wird ungarische Provinz und in sieben
Comitate (Woiwodate) eingetheilt. Im Osten bleibt die Sekler-
nation (natio trium gentium S. 168. 359. 418) in selbstständiger Ter-
ritorialherrschaft, verpflichtet sich jedoch zu Kriegsdiensten und Be-
schützung der Gränzen. Alle Sekler waren als Adeliche betrachtet
und in einer freien Grafschaft (Comitatus Siculorum) vereinigt.
Die in den südlichen Gebirgen liegenden Walachendistrikte
gehörten aber nur dem Namen nach zur Monarchie. Dieser Strich
Landes (fundus regius) wurde häufig durchzogen und überfallen von
den benachbarten Cumanen, Petschenegen und Walachen, deshalb
rufen die Könige von Ungarn (ad retinendam coronam) deutsche
Colonisten zu Hülfe. Es kamen zuerst in die (jetzige) Hermann-
städter Provinz unter Geyza II. (1141 —1161) unter der Be-
nennung von Sachsen Deutsche aus der Eifel-, der Moselgegend
und dem Rhein zwischen Luxemburg und Cöln (p. 186—189), sie
waren in sieben Distrikte (Stühle, septem sedes) vertheilt; dann
aus denselben Gegenden alsbald andere in die Stühle von Med-
wisch und Schelk en; durch die deutschen Ritter wurden von
1211 bis 1224 auch in den Burgenländern Colonien ge-
gründet, deren Ansiedler den Dialect von Trier sprechen; dann mit
geringerer Freiheit die Rösner Colonieen: ausserdem liessen sich
deutsche Colonisten nieder in Klausenburg, Reen, Winz,
Burgberg und in den Bergwerksstädten. Auf diese Weise be-
XLIX. Jahrg. 12. Heft. 59
 
Annotationen