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Nr. 53. HEIDELBERGER 1858.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Kurze Nachrichten über die neueste Literatur Italiens.
III*)
Man denkt sich in Deutschland noch sehr oft die Frauen in
Italien auf einer tiefen Stufe der Bildung. Am kräftigsten ist für
ihre Ehrenrettung Mariotti in seinem Werke: „Italien und die Ita-
liäner“ in die Schranken getreten, welches Buch Seiht aus dem
Englischen übersetzt hat. Der wahre Name des Verfassers ist
Galenga, ein Parmesaner, welcher lange in England lebte, jetzt aber
Abgeordneter bei dem Parlamente in Turin ist. In der neuesten Zeit ist
die Erziehung der Frauen den Klöstern entzogen worden, und man
besuche die von der Markgräfin Therese Doria in Genua errichtete
weibliche Erziehungsanstalt, dann wird man sich überzeugen, dass
man den italiänischen Frauen vielfach Unrecht thut. Wer aber -weiss,
dass in Italien gerade die Vornehmsten sich am meisten mit Wis-
senschaften beschäftigen, und die ersten Klassen der Gesellschaft
nicht studieren, um von einem Amte zu leben, sondern um gebil-
dete Menschen zu werden; wird daraus wohl abnehmen, dass in
solcher Gesellschaft die Frauen nicht Zurückbleiben können.
Einen Beweis davon liefert der Herausgeber einer Geschichte
Italiens für Frauen: Storia d’Italia, narrata alle donne Italiane,
Milano 1856. Tip. Valentini, von welchem Werke bereits 7 Hefte
erschienen sind. Das Ganze wird mit 200 Holzschnitten geziert,
welche geschichtliche Thatsachen, Kleidertrachten und Denkmäler
der betreffenden Zeitabschnitte enthalten.
Uebrigens ist es stets ein gutes Zeichen, wenn die Wissenschaft
zum Lager der Vornehmen gehört. In Italien lassen viele Schrift-
steller ihre Arbeiten auf ihre Kosten drucken und schenken sie weg.
Es ist gewiss, dass damit die Bildung auch mehr gewinnt, als wenn
die Zeit und Mühe auf andere Gegenstände des Luxus verwendet
wird. Eine solche Schrift ist von Herrn Carcano in Mailand zum
Andenken an den hochgeachteten Philosophen Rosmini herausgegeben
worden: Pia memoria in morte di Antonio Rosmini, versi di Giu-
lio Carcano, Milano 1856. Tip. Redaelli. Diese schönen Verse
sind an einen jungen reichen Neapolitaner Bonghi gerichtet, welcher
den gelehrten Rosmini als seinen Lehrer verehrte, obwohl er selbst
bereits mit vielem Glück mehrere griechische Tragoedien übersetzt
und herausgegeben hatte.

*) Vergleich. Nr. 36 und 48.
XLIX. Jahrg. 11. Heft.

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