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Nr. 58. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Inventarium Sepulchrale.
(Schluss.)

Es sind derselben besonders drei Arten: 1) die schildbuckel-
förmigen mit einer erhabenen Buckel in der Mitte, ganz von Gold;
von denen die mehrgenannte Kingston-Fibula mit ihren Edelsteinen
die Königin und ein wahres Unicum ist; 2) die bowl- oder scha-
lenförmigen, tellerartigen, einer Untertasse ähnlichen, die eine leicht
gehöhlte Scheibe oft von Bronze, weniger oft von Silber, darstellen,
auf welche gelegt ist eine Scheibe von Gold mit Zellen in Sternen
und Kreisen mit Buckeln, mit einem in der Mitte und mit dreien
in drei Feldern der Scheibe oder auch mit einer Buckel in der Mitte
und in jedem ihrer vier Viertel; und 3) die aus einem Stücke Me-
tall allein mit Zellen und getriebener Arbeit, bei weitem die zahl-
reichsten. — Dazu kommen die auch oft sehr kostbaren, überaus
zahlreichen Anhenker (Pendent Ornaments), kleine Gegenstände von
grosser Mannigfaltigkeit und Schönheit, z. B. aus Silber oder in
Gold mit Granaten oder mit Mosaik, oder mit buntfarbigem Glase;
die auch in Bracteaten bloss oder vollkommenen Münzen von Kupfer,
Silber oder Gold bestanden; die einfachen und Spiral-Fingerringe,
die bisweilen merkwürdig verzierten und mit Edelsteinen versehenen
Schmucknadeln von hoher Mannigfaltigkeit, die wohl zu magischen
Zwecken dienenden Krystallkugeln, oft in silberner Fassung; des
übrigen Schmuckes gar nicht zu gedenken. — Eine Hauptzierde
war der Gürtel, zumal bei den Frauen. An denselben trugen sie
die mannigfaltigsten Gürtelhänger (, Chatelaines,) an doppelten eiser-
nen, von den Hüften bis zu den Knien hinabgehenden Kettchen,
und zwar entweder ganze Reihen von Zahnstochern, Ohrlöffelchen,
Nagelscheren, oder Sammlungen von rein nur zum Schmucke die-
nenden Geräthschaften. Und als Toilette-Apparat erschienen die
Kämme von Horn, auch von Elfenbein und von Holz, die Scheren
und Haarzängelchen (Tweezers), selbst ein Metallspiegel bei Gilton
und kleine bronzene Arbeitsbüchsen zur Aufnahme von Nähmaterial
und andrer kleinen Geräthschaften, welche die Frauen zum täglichen
Anzuge bedurften. Und auch diese Büchsen hatten Kettchen, mit
denen sie an dem Gürtel hingen. Es waren aber der Schmucksa-
chen und der Dinge, welche mit in das Grab gegeben wurden, zu
viele, als dass man sie hätte alle den gestorbenen Frauen an ihre
Körper anlegen können. Also standen auch viereckige hölzerne
Kästchen, einige selbst mit Schlössern und Anhängeschlössern, und
mit solchen Dingen angefüllte grössere Kistchen zu den Füssen der
XLIX. Jahrg, 12. Heft. 58
 
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