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Inventarium Sepulchrale.

das kurze schwere einschneidige Schwert mit dem langen Griffe, es
mit zweien Händen zu führen; und die Schwerter sind überhaupt
nur seltner. Die Hauptwaffen der Sachsen sind die Wurfspiesse von
mittlerer Grösse, die jacula, die frameae des Tacitus (darts), von
denen bei Barfriston 9, bei Sibertswold 20, bei Kingston 30 und
bei Gilton 34 zu Tage kamen. Die Handgriffe der zweischneidigen
Schwerter sind meistens gleich und haben nur einen kleinen Vor-
sprung, den hölzernen Griff festzuhalten. Bisweilen haben sie je-
doch auch einen starken Knopf und sind nicht bloss die Griffe ver-
silbert oder vergoldet, sondern sind auch diese Knöpfe von schöner
und kostbarer Arbeit. Ein solcher Knopf von Messing z. B. ist in-
wendig mit Blei ausgefüllt und auswendig vergoldet und in demsel-
ben sind an seinen vier Seiten vier kleine Köpfe in Relief einge-
drückt. — Lange Lanzen, welche nicht in die Särge gingen, lagen,
in grobe Leinwand eingewickelt, ausserhalb derselben. — Die Nägel-
köpfe der auch nicht fehlenden Schildbuckel waren öfters mit Silber
plattirt. — Und um von den Waffen zu den Messern überzugehen,
so sind diese, die grossem und kleinern, die am meisten in den
Gräbern vorkommenden schneidenden Werkzeuge von Eisen; Junge
und Alte, männliche und weibliche Personen, Reiche und Arme
trugen solche, Öfters selbst zwei, stets bei sich; und es lieferten
noch die Gräber bei Beakesbourne 14, bei Sibertswold 105 und
bei Kingston 176 theils blosse Klingen ohne Stiel, theils ganze Mes-
ser. — Ein andrer sehr häufig erschienener Gegenstand waren die
Perlen oder Koralle (Beads). Diese, deren Anzahl in die Tau-
sende geht und die man besonders 25 Gräbern bei Gilton, 38 Grä-
bern bei Sibertswold und 51 Gräbern bei Kingston abgewonnen hat,
wurden auf mannigfaltige Weise benützt und bestanden entweder
aus Bernstein, oder aus einfarbigem , aus bunten, aus mosaikförmi-
gen vielfarbigem Thone, oder aus durchsichtigem und aus undurch-
sichtigem Glase, oder auch, weniger oft, aus Krystall oder Amethyst
oder Silber auch. — Zu eben so verschiedenem Gebrauche, an Werk-
zeugen des Krieges und des Friedens, wurden die oft aus edelm
Metalle bestehenden mit Goldfiligran und köstlichen Steinen verzier-
ten Schnallen (, Buckles,) von sehr ungleicher Form und Grösse
angewendet. Man fand solche bei Barfriston in 14, bei Gilton in
36, bei Sibertswold in 40 und bei Kingston in 59 Gräbern. — Zu
dem allerherrlichsten und aller kunstvollsten Schmucke aber sind zu
zählen die runden oder Kreis (Circular)-Fibulä oder Broschen, Heft-
oder Haftenadeln, die sich oft eben so wohl durch ihre kostbaren
Stoffe: Gold, Silber, Edelsteine, Elfenbein, als durch ihre kunstvolle
Arbeit, ihre geschmackvollen Dessins und harmonische Mischung der
Farben auszeichnen und mit den herrlichsten Productionen der Ju-
weliere neuerer Zeit wetteifern.

(Schluss folgt.)
 
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