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Inventarium Sepulchrale.

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obersten Theil des Grabes gelehnten Skelette, deren Gebeine
merkwürdig gesund, stark und gross waren, und die beide an der
linken Seite ihres Hinterhauptes einen starken Hieb oder Schlag
hatten, also offenbar, sei es mit oder gegen ihren Willen, getödtet
worden waren. Bei jenem untern Skelette wurden gar keine Mit-
gaben gefunden, nur unter ihm zeigten sich in verschiedener Tiefe
in den Sandhügel hinab einzelne Fragmente eines grossen groben
Gefässes aus schwarzer Erde und ein Vorderzahn eines Pferdes oder
Ochsen oder irgend eines solchen Thieres. — Ueber andern Gräbern
oder in denselben, namentlich bei Sibertswold und Beakesbourne,
lag eine grosse Menge Steine. Grosse Kieselsteine fanden sich zu-
mal auch bei Chartham, wie bei Dieppe und Envermeu in der Nor-
mandie und bei Wahlheim, Zornheim und Eppelsheim unfern des
Mittelrheines, neben den Leichen und eben so bei Crundale bogen-
förmig über denselben. — Und endlich erhoben sich auf den christ-
lichen Gräberstätten bei Chartham und Beakesbourne noch förmliche
Todtenhügel (barrows,) von 23 Fuss Durchmesser und 3 Fuss
Höhe, ja von 70 Fuss Durchmesser und 10 Fuss Höhe. Diese
rührten offenbar von den alten heidnischen Urbewohnern her und
die Sachsen hatten auf der alten Todtenstätte sich auch einen Friedhof
angelegt. Und eben so waren bei Crundale die Sächsischen Gräber
mit alten Römischen Gräbern mit Knochen-Urnen und schönen Ge-
fässen von Siegelerde zusammen. Man fand auf vielen der letztem
sogar die Töpfernamen mit den Stempeleindrücken Junius, Sexti
m. (manu), Granio, Primani und Aelim, auch mit einem Kreuze
oder zweien eingeritzten Kreuzen, offenbar um diese heidnischen
Grabgefässe der Gewalt des Diabolus zu entziehen und sie zu christ-
lichem Gebrauche zu weihen. In der einen Patera wär selbst der
Name des spätem Besitzers: Sacrina, in ganz schlechter Schrift mit
einem scharfen Instrumente eingegraben. Solche in römische Ge-
fässe eingeritzte Namen hat man auch an dem Rheine, z. B. bei
Mainz und Neuwied, gefunden (, s. Heidelberger Jahrbücher 1855,
Nr. 12, S. 188 und 189). Auch befand sich unter den Gebeinen
der einen römischen Knochenurne eine schöne vollkommen erhaltene
römische Fibula von Messing.
Was endlich die Grabesmitgaben oder die auch bei den Sach-
sen gebräuchlich gewesene möglichst glanzvolle Ausstattung derTodten
für die grosse ehren- und genussreiche Zukunft jenseits dieses irdi-
schen Seyns betrifft; so ist diese nach Vermögen, Stand, Alter und
Geschlecht sehr verschieden gewesen. Doch können wir hier nicht
in das Einzelne eingehen, sondern wir heben nur Einiges des Vor-
züglichsten und Wesentlichsten heraus. Und da sind im Allgemei-
nen die Waffen bei den Sachsen und Franken gleich, die übrigen
Gegenstände, zumal die Schmucksachen und Töpferarbeiten, weichen
sehr von einander ab. Doch wenn selbst auch die Sachsen die Spatha
und Semispatha oder das einschneidige und das zweischneidige Schwert,
wie die Franken haben; so fehlt jenen doch der Schildbrecher oder
 
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