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Nr. 52.

HEIDELBERGER

1856.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Klein: Worms, Oppenheim u. s. w.
(Schluss.)

Und doch wie bedeutend ist noch immer die Zahl der Denk-
male der Vorzeit, der römischen, wie sie hier in einem Museum
sich vereinigt finden, das zu den bedeutendsten diesseits der Alpen,
dem reichsten jedenfalls auf deutschem Boden gehört, so wie der
mittelalterlichen, unter denen wir an den, freilich aus verschiedenen
Zeiten stammenden, daher verschiedene Baustyle an sich vereinigen-
den Dom erinnern, dem hier wie allen andern noch vorhandenen
Baulichkeiten eine nähere Beschreibung gewidmet ist; obwohl der
Verfasser, durch die Gränzen seines Buches beschränkt, demnächst
als Fortsetzung desselben eine besondere, detaillirte Beschreibung
der Stadt Mainz zu liefern beabsichtigt, auf welche wir wohl im
Voraus aufmerksam machen können. Bei der Aufzählung der we-
gen Erfindung der Buchdruckerkunst merkwürdigen Gebäude wird
hier (S. 9) eines im neuester Zeit gemachten Fundes erwähnt, der
jedenfalls auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient.
Man fand nämlich in März dieses Jahres bei dem Graben eines
Kellers in dem „Hot zum Jungen“, dem ersten Druckhause Gu-
tenberg’s, jetzt einem Brauhause im Besitze der Herrn Borzner,
unter dem jetzigen Boden den eichenen Schraubstock einer Presse
mit der Inschritt J MCDXLI G d. i. „Johann Gensfleisch oder Gu-
tenberg 1441.“ Der Verfasser, welcher über diesen merkwürdigen
Fund in einem eigenen dann auch gedruckten Vortrag,*) auf wel-
chen wir hiemit aufmerksam machen wollen, sich näher verbreitet
hat, glaubt, dass diese in einem unterirdischen Gemache fest ge-
machte Presse, in Strassburg, wahrscheinlich von Konrad Sahspach
in der Krämerstrasse gefertigt, von Gutenberg benutzt und von
Strassburg nach Mainz gebracht, auch hier wohl zum ersten Bücher-
druck seit 1450 verwendet worden, im Jahre 1455 aber schon nicht
mehr im Gebrauch gewesen. Immerhin wird diese Reliquie unsere
Beachtung bei einer so wichtigen Frage, wie die der Entdeckung
und Ausbreitung der Buchdruckerkunst, verdienen. Auch eines an-

*) Ueber Gutenberg und das im ersten Druckhaus desselben aufgefundene
Fragment seiner Presse.“ Abdruck aus dem Mainzer Wochenblatt. Mainz
1856. 8 S. in 4. Auch manche andere Nachrichten über Gutenberg und sei-
nen Mainzer Aufenthalt, so wie sein Wirken daselbst enthält diese werth-
volle Schrift.
XLXI. Jahrg. 11. Heft.

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