Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kurze Nachrichten über die neueste Literatur Italiens.

569

Die unglückliche Prinzessin Lamballe fehlt hier auch nicht, da sie
die Tochter eines Prinzen von Savoien war; auch erscheint hier die
böse Olympia Mancini, die Mutter des berühmten Prinzen Eugen von
Savoien, die Nichte des Cardinal Mazarin und Geliebte des Königs;
ein Gegenstück ist Maria Lucrezia della Maddalena, in welche sich
der Bruder des Königs, Carl Emanuel III., verliebte; sie widerstand
der damaligen Sitte, Maitresse zu werden, und so wurde sie seine
Gemahlin 1761 unter dem Titel: Markgräfin della Maddalena. Nach
seinem Tode schlug sie jede Appanage aus. Auch Bertrade, die
Mutter Carl des Grossen, Berta, die Gemahlin Heinrich IV., die ihn
bis zu seiner Erniedrigung vor dem Papst begleitete, Irmingarda,
Tochter des Markgrafen von Susa, kommen hier vor, welche den
Markgrafen von Schweinfurt heirathete, der 1047 Herzog von Schwa-
ben wurde; als Wittwe heirathete sie Egbert, Markgraf von Braun-
schweig (S. 147). Von gelehrten Frauen und Dichterinnen lernt man
hier eine grosse Zahl ausgezeichneter Frauen kennen, z. B. die
Therese Orsini als Alterthumsforscherin und Malerin, die Aurelia
Antonatone als Schauspielerin, besonders aber die Maria Pellegrini
Amonetti, welche 1771 zu Oneglia 14 Jahre alt 72 philosophische
Sätze öffentlich vertheidigte und 6 Jahre später zu Pavia auf gleiche
Weise die juristische Doktor-Würde erlangte.
Der bekannte Rechtsgelehrte, Professor an der Universität zu
Turin und sehr gesuchte Advocat Ritter Mancini aus Neapel hat
das gediegene Werk des sehr geachteten Staats-Mannes, Grafen
Petitti über die Lotterien *) aus dessen Nachlasse herausgegeben.
Der Verfasser hat das Lotto in seinen moralischen, politischen und
ökonomischen Verhältnissen mit Hinweisung auf die verschiedenen
Staaten gründlich untersucht. Er war Staatsrath und Senator des
Reichs, war lange ausgezeichneter Verwaltungs-Beamter gewesen
und ein wahrer Ehren-Mann. Der gelehrte Herausgeber hat in der
Vorrede von dem Leben dieses Mannes Nachricht gegeben und von
seiner ausserordentlichen schriftstellerischen Thätigkeit, von der wir
nur sein Werk über das Gefängniss- und das Armen-Wesen andeu-
ten können, so wie über die Einrichtung der Eisenbahnen (mit 701
Seiten), über Ackerbau, Manufakturen, Industrie-Ausstellungen, über
die Nothwendigkeit, die Gerichtshöfe anderweit einzurichten. Auch
in Sachen der Religion war er für den Fortschritt, und unterstützte
das Gesetz des Grafen Ricardi, eines ausgezeichneten Rechtsgelehrten,
wegen Aufhebung der geistlichen Gerichtsbarkeit über die Geistlichen,
welches Manchem den Kirchenbann zuzog, worüber aber Petitti
ebenfalls erhaben war.
Ueberhaupt ist man in dem Königreiche Sardinien nicht sehr
geneigt, die Uebergriffe der Kirche in die Rechte des Staates zu

1) Del giuoco del Lotto, del conte Carlo Ilarione Petitti di Roreto, del
Prof. P. S. Mancini. Torino. Stamperia Reale. 735 Seiten.
 
Annotationen