Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

723

lieh veränderten Nervenerregung lassen sich die Contrasterscheinungen
im Auge erklären. Dabei bleibt es aber oft sehr schwer, die im
einzelnen Falle mitwirkenden Nebenumstände ausreichend aufzufinden.
21. Mittheilungen des Herrn Dr. Η. A. Pagenstecher
„Ueber Scorpio europaeus,“ am 27. April 1860.
Unter Vorzeigung eines lebenden Exemplares theilte der Redner mit
dass von etwa 20 in Nizza gesammelten Skorpionen nur zwei le-
bend hier angekommen seien. Die meisten, gegen Ende März erst
eben aus der Winterruhe erwacht und frisch gehäutet, waren durch
Nahrungsmangel, vielleicht auch durch die kühle Witterung unter-
wegs zu Grunde gegangen; auch hatten die Grossen einen Theil
der kleinen getödtet. Ein Exemplar hat in der Gefangenschaft über
zwei Monate gelebt. In der ersten Zeit nahm es gerne Fliegen.
Es ergriff sie mit einer oder beiden grossen Scheeren, sowie sie in seine
Nähe kamen und hielt sie weit von sich, bis sie starben; danach
frass es sie je nach Appetit entweder ganz, etwa mit Zurücklassung
einiger Stücke Flügel, indem es mit den Scheeren der Mandibeln
ein Stückchen nach dem andern ablöste, oder es verzehrte nur die
inneren Theile und liess das ganze Hautscelet liegen. Dadurch sind
die abweichenden Angaben der Autoren über die Art der Nahrungs-
aufnahme dieses Thieres zu erklären. Des Stachels bediente es sich
nur gegen grössere, sich lebhaft sträubende Opfer, indem es den
Schwanz nach vorn über den Vorderleib bog und dann ruhig an einer auf-
gesuchten bequemen Stelle den Stachel durch Strecken des letzten zurück-
gebogenen Gliedes einsenkte. Schmeiss-Fliegen starben fast augen-
blicklich, eine Honigbiene in wenig Sekunden. In der Angst durch
Hin und Herstechen getroffene Beute wurde ebensowenig verzehrt
als todt in den Behälter gelegte. Der Stachel, der sich lebhaft ver-
theidigenden Biene vermochte nicht durch den Panzer des Skorpions
zu dringen.
22. Votrag des Herrn Dr. Wundt: „Üeber die Elastici-
tät der organischen Gewebe“ am 11. Mai 1860.
Während es bei den starren unorganischen Körpern durch zahl-
reiche Erfahrungen naebgewiesen ist, dass innerhalb engerer Gren-
zen der Formänderungen die Dehnungen den Spannungen immer
proportional sind, haben Ed. Weber und Wertheim gefunden,
dass dieses Gesetz hei den organischen Geweben nicht gültig bleibt,
sondern dass bei ihnen das Verhältniss der Dehnung zur Spannung
mit der Zunahme der letztem immer mehr abnimmt. Theils theo-
retische Betrachtungen, theils die nachgewiesene Vernachlässigung
mehrerer wichtiger Umstände bei diesen Versuchen hatten mich
 
Annotationen