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832

Müller: Deutsche Münzgeschichte.

weisen, als mit dem Gepräge des Kaisers Anastasius, von welchem
sich der Frankenkönig die Consulswiirde hatte ertheilen, also die
höchste Gewalt in Gallien, die er durch das Recht der Eroberung
besass, gleichsam sanktioniren lassen.
Die ersten sichern fränkischen Münzen sind nach der Besitz-
nahme von Arles und von dem burgundischen Reiche geschlagen
und zwar die erste, die auf der Hauptseite noch Bild und Namen
Justinian’s trägt, zu Lyon von dem Münzmeister Maret (offenbar
Abkürzung des Meroringischen Münzernamens Maretomos); die zweite
hat den Namen Maretomos fecet deutlich; aber auf der Hauptseite
hat der Name Childebert den des Kaisers verdrängt (8. 81). Diese
Neuerung (der Erwähnung eines Münzmeisters) wurde
sicher, wie vom Verf. (S. 82) bemerkt ist, dazu gemacht, um das
Misstrauen der alten Provincialen dadurch zu beschwichtigen, dass
man ihnen zeigte, es sei ja keine Aenderung im Personal der ur-
alten einheimischen Münzgenossen durch die neuen Eroberer ge-
troffen worden.
Nicht so zarte Rücksicht hatte Theudebert, der austrasische
Fürst, zu nehmen. Er prägte von besserm Schrot und Korn, als
die übrigen Frankenkönige, schloss sich an das gesetzliche Gewicht
des byzantinischen Kaiserreichs an, setzte aber auf die Münzen sei-
nen eigenen Namen: D(ominus) N(oster) Thendebertus V(ictor),
oder P(ater) P(atriae) Aug(ustus). Dieses austrasische Münz-
wesen ging schon 7 Jahre nach Theudebert’s Tode, bei der Ver-
einigung des Frankenreichs unter Chlotar I. (555), im gemeinsam
Fränkischen auf (S. 85).
Einen interessanten Excurs dieser Nachweisung von dem römi-
schen Gelde als Wurzel des fränkischen Münzwesens der Merovin-
ger ist, was S. 85 — 93 der Verf. über römische Münzverordnung,
über Münz-Agiotage und Fälschung, über Münzen der Ausländer
unter römischen Typen beibringt.
Der dritte Abschnitt „Karolingische Münzgesetzge-
bung, Pipin“ (S. 94—125) beginnt mit der Darlegung, dass erst
unter den ruhigem, gesichertem Verhältnissen Frankreichs zur Zeit
der Karolinger eine Fortentwicklung des Münzwesens habe
erfolgen können.
Pipin bestimmte das Gewicht des Solidus zu Pfund. Es
war dieses eine Rückkehr zur Solidität, die auf 4 Procent anzu-
schlagen ist, da die Merovinger 25 Solidi aus dem Pfunde ge-
münzt hatten.
Derselbe König bestimmte auch das Verhältniss des Denars
zum Solidus auf Jj, zum Pfund auf obgleich weder von
ihm, noch von den andern Karolingern Silber-Solidi vorhanden sind
(S. 97).

(Schluss folgt.)
 
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