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Literaturberichte aus Italien.

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auf dem Gymnasium zu Augsburg erzogen, worauf er sich zu Arenenberg bei
seiner Mutter hauptsächlich mit Geschichte, Mathematik und den Kriegswissen-
schaften beschäftigte, worin hauptsächlich der ächte Schweizer Dufour sein
Lehrer war, als ihn im 22. Jahre die Revolution von 1830 überraschte.
Wir wollen nicht Bekanntes wiederholen, sondern nur zeigen, wie der Verf.
die Schwierigkeit seiner Aufgabe gelöst hat. Damals lebte für die Franzosen
noch der fils de l’homme, und der ältere Bruder Napoleon’s III., mit dem er an
der Bewegung in der Romagna als Italiener Theil nahm, nach deren Beseiti-
gung durch die österreichische Intervention er erst nach England ging und
sich dann in der Schweiz niederliess, wo er das Handbuch für Artilleristen
herausgab, wodurch er als Schweizer Bürger und dem eidgenössischen Heere
angehörig sich die Beförderung zum Offizier erwarb. Nach dem im Jahre
1832 erfolgten Tode des Herzogs von Reichstadt mochte er sich mit keiner
Nebenrolle mehr begnügen, er schlug die Heirath mit der Königin von Portu-
gal aus, welche Wittwe von seinem Vetter, dem Herzoge von Leuch-
tenberg, geworden war, dem Sohne des Adoptivsohnes Napoleon’s I.; sondern
wagte die Versuche auf Frankreich zu Strassburg und Boulogne, nachdem er
in seinen Iddes Napoldennes die Fehler seines Oheims beleuchtet hatte. Die
sechsjährige Gefangenschaft in Ham benutzte er zu seiner Vergleichung der
englischen Revolution von 1688 mit der französischen von 1830, zu einer
Abhandlung über die damals vielfach behandelte Zuckerfrage, über die Art der
Conscription, über die Geschichte der Feuerwaffen, über einen Canal durch
den Isthmus von Nicaragua, über den Pauperism u. s. w., bis er sich aus der
Gefangenschaft befreite. Bald darauf bestieg Pius IX. den heiligen Stuhl, nach-
dem Gioberti, der damals hochverehrte italienische Philosoph, die Möglichkeit
gezeigt hatte, wie Italien nach dem Vorbilde von Gregor VII. zur Befreiung
von fremdem Einflüsse durch neue Guelfen-Herrschaft (Neoguelfismo) gelangen
könne. Der Verfasser zeigt, wie Italien für diesen Papst begeistert war, wie
Metternich besorgt wurde und wie endlich die Schilderhebung von Palermo
am 12. Januar 1848 der französischen Revolution vorgearbeitet, die seit dem
24. Februar 1848 dem dritten Napoleon den Weg zum Throne und zur Be-
siegung der Ungebundenheit der Franzosen bahnte. Man sieht aus diesem
Werke, dass die Italiener eben keine besondere Neigung für die Franzosen
haben; auch führt der Verfasser bei Gelegenheit des Angriffs der Franzosen
auf Rom die Worte Lamoriciere’s, des damaligen Republikaners, an: Die
Italiener schlagen sich nicht! Der Verfasser zeigt, dass übrigens der
französische Angriff auf Rom der italienischen Sache eben so vortheilhaft ge-
wesen, wie unter Louis Philipp die Besetzung von Ancona. Der Verfasser,
welcher stets Italien im Auge hat, findet die Verbindung Napoleons III. mit
England sehr wichtig und die Theilnahme Sardiniens an dem Kriege gegen
Russland, den Hort des Absolutismus, sehr vortheilhaft, weil Cavour Gelegen-
heit hatte, die Beschwerden zu verlautbaren, welche Italien gegen die fremde
Einmischung hatte, die durch die Congresse der heiligen Allianz gewisser-
massen von Europa gebilligt worden war. Die Bekanntmachung des Testa-
ments Orsini’s und die Haltung Englands bei Verteidigung der aufgenomme-
nen politischen Flüchtlinge gaben den Italienern neue Hoffnung, und die Er-
klärung bei seiner Heirath, dass er sich selbst für einen novus homo erkenne,
 
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