Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
880

Literaturberichte aus Italien.

hatte den Freunden des Fortschrittes Vertrauen eingeflösst. So hat der Ver-
fasser seine Aufgabe, besonders mit Beziehung auf Italien gelöst.
Bettino Ricasoli, per F. Dali’ Ongaro. Torino 1860. Vnione Tipogr.
Dieser Staatsmann in Toscana wird wenigstens von dem Vorwurfe, ein
revolutionärer Emporkömmling zu sein, freigesprochen werden, denn er stammt
von den Longobardischen Häuptlingen her, denen das eroberte Land vertheilt
wurde. Die Stammväter dieses Hauses hatten zuerst den Namen Fridolfi (de
filiis Rodolphi); seit 1348 führte die eine Linie den Namen Bettino, welche
von einem der schwäbischen Kaiser mit dem Schlosse Ricasoli belehnt wor-
den war, von welchem sie den Titel als Barone führen, das noch in seiner
alten Festigkeit erhalten, im Innern mit allen Fortschritten der Neuzeit aus-
gerüstet ist. Er heirathete jung eine Erbtochter aus dem Hause Boroccorsi
und ward berühmter Agronom, dabei aber wurde er bekannt mit den aus
Neapel vertriebenen Staatsmännern Poerio, Pepe und seinen bedeutenden
Landsleuten Nicolini, Salvagnoli u. a. m. Als nach dem Tode der Wittwe
Napoleons I. der Herzog von Modena den Kreis der Favizzano besetzte und
deshalb Streitigkeiten entstanden, wurde Ricasoli von dem Grossherzoge von
Toscana an den Hof nach Turin gesandt, um diese Angelegenheit zu beseiti-
gen, worauf er zum Gonfaloniere von Florenz ernannt wurde. Als Oberbür-
germeister dieser Hauptstadt fand ihn die Revolution von 1848, worauf er sich
zurückzog, da er von dem Grossherzoge allein alle Verbesserungen erwartete;
er widmete sich wieder seinen Ackerbau-Unternehmungen und zeigte die
Möglichkeit, die Maremmen bewohnbar zu machen. Als aber im Jahre 1859
nach der Entfernung des Grossherzogs in Folge des Kriegs Buoncompagni von
Victor Emanuel als Dictator ankam, ernannte dieser den Baron Ricasoli zum
Minister des Innern,
Cenni storici sulT amministrazione della giustizia in Vercelli, dall anno H27 al
1860. Vercelli 1860. Tip. Guglidanini.
Vercelli, der Sitz eines Bischofs, welcher im Mittelalter beinahe Souverain
war, hat alte Statuten, deren Ursprung und Inhalt hier vorausgeschickt wird;
die Hauptsache aber macht die Aufführung der in der angegebenen Zeit an-
gestellt gewesenen Beamten, meist nur von localem Werthe.
Le discordie e guerre civili dei Genovesi dell anno 1575, opera dal Doge G. B.
Lercari, con note di A. Olivieri. Genna 1858. Tip. Gerbarino.
Dies umfangreiche Werk von 716 Seiten enthält die Geschichte eines
durch die überhandnehmende Macht der Aristokratie im Jahr 1575 entstandenen
Aufstandes in Genua, den der Doge Lercari durch Anerkennung der Rechte
des Bürgerstandes beilegte. Er hat diese Episode der Genuesischen Geschichte
selbst verfasst, und der Herr Herausgeber A. Olivieri hat wichtige Urkunden
und Erläuterungen beigefügt. Diese Geschichte zeigt, dass dem Kastengeiste
überall sein Vortheil über das Vaterland geht; denn auch hier wurden durch
diese Sonderinteressen der Aristokratie die Spanier als Franzosen herbeige-
zogen; das deutsch-römische heilige Reich ward schon damals kaum mehr
beachtet. Äeigcbaiir.
 
Annotationen