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Clason: De Taciti Annall. aetate.

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Bezeichnung: rothes Meer zu verstehen ist, wird daher von der
richtigen Erklärung und Auffassung jeder einzelnen Stelle abhängig
erscheinen. Indem nun der Verfasser hiernach alle diese einzelnen
Stellen durchgeht und den richtigen Sinn derselben zu ermitteln
sucht, gelangt er zu dem Ergebniss, dass, mit Uebergehung aller
der Stellen, in welchen die Auffassung zweideutig ist, nur an drei
Stellen dieser Ausdruck mit Sicherheit vom Persischen Meerbusen,
dagegen an fünfzehn Stellen bei sieben verschiedenen Autoren
und in einer Inschrift vom Arabischen Meerbusen zu verstehen sei; so
kommt er zu dem natürlichen Schluss, der S. 23 in den Worten
ausgesprochen ist »inde verisimilius est, si re prorsus sit ambiguum,
uter sinus intelligatur, Arabicum quam Persicum significari.«
Was nun den ältesten Zeugen, Herodotus betrifft, so ist der
Verfasser geneigt, demselben allerdings die Kenntniss des Persi-
schen Meerbusens geradezu abzusprechen, wobei er sich auf die
Stelle IV, 39 stützt, und daher auch in den beiden Stellen I, 180.
189, in welchen von dem Ausgang des Enphrat und Tigris in das
rothe Meer die Rede ist, letzteres nicht sowohl in dem engeren
Sinne, sondern in weiterem Sinne von dem rothen Meere als einer
allgemeinen Bezeichnung des südlichen Meeres verstehen will: es
kann diess wohl der Fall sein; und wir wollen es nicht gerade
bestreiten: wiewohl es doch nicht geradezu unwahrscheinlich wird
anzunehmen, dass Herodot, welcher in Babylon war, auch von dem
Persischen Meerbusen dort Etwas erfahren hat, wie diess noch be-
stimmter hervortritt in den Stellen III, 93 und VII, 80, wo von
den Bewohnern der Inseln des rothen Meeres, und dem Contin-
gent, das sie zur Armee des Xerxes stellen, die Rede ist, und wir doch
nicht sowohl an das rothe Meer in dem weiteren Sinne des Worts
zu denken haben, sondern speciell an den Persischen Meerbusen,
in welchem diese Inseln meist geringen Umfangs, liegen, welche
von der Mündung der obengenannten Flüsse, wie weiter südwärts
an den westlichen wie östlichen Gestaden dieses Meeres sich be-
finden und selbst zu Deportationsorten dienten; auch hatHerodotus,
wenn er auch nicht weiter südlich von Babylon aus an die Ge-
stade des Meerbusens gekommen sein sollte, doch gewiss in Babylon
selbst, schon in Folge des dortigen Handelsverkehrs Gelegenheit
gehabt, Erkundigungen über diese Inseln einzuziehen. Und selbst
die beiden Stellen (I, 1 und VII, 89) wo von den ursprünglichen
Wohnsitzen der Phönizier am rothen Meere die Rede ist, wer-
den dann auch eine grössere Beachtung anzusprechen haben, zumal
da eine Reihe von andern Zeugen des Alterthums (in meiner Note
zu I, 1. S. 5) die Phönizier ebenfalls vom Persischen Meerbusen
aus in ihre späteren Wohnsitze am Mittelmeer wandern lässt; es
kann hier nur an Strabo I, p. 42. XVI, p. 784 erinnert werden.
Indessen, wenn wir auch an diesen Stellen in bestimmterer Weise
den Persischen Meerbusen in der Bezeichnung des rothen Meeres
erkennen, so wird doch dadurch in dem Gesammtresultat, zu dem
 
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