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Schriften v. Frohnhäuser, Bauer u. Lorent üb. Wimpfen,

Erinnerung des Volkes, welches aber seiner Phantasie freien Spiel-
raum lassend, den Vorgang bei Wimpfen, den keine Geschichts-
quelle berichtete (denn urkundliche Ueberlieferungen solcher Art
hat es damals natürlich keine gegeben), auf sehr übertriebene Weise
ausmalte, bis er endlich bei Burkhart Aufnahme fand.
Das Nähere über dieses Ereigniss findet sich besonders bei
Lorent S. 13 —19 und muss hierauf durchaus verwiesen werden.
Wir beschränken uns hier darauf, besonders das hervorzubeben,
was jene älteste, eigentlich auch einzige Quelle*), der Wimpfenei’
Historiograph Burkhart von Schwäbisch-Hall um das Jahr 1290
über den Namen Wimpfens angibt, da, wie H. Bauer richtig be-
merkt, die Existenz einer wohlbefestigten Stadt Wimpfen mit star-
ken Mauern, festen Thoren und noch einer besondern Burg, für
die Zeit um 900 p. Ohr. eine äusserst schwer glaubliche Thatsache
ist und auch die ganze Schilderung wie die Ungarn Schloss und
Stadtmauern schleiften, wie einst Jerusalem geschah, sehr wenig
zu dem Verfahren des flüchtigen Reitervolkes passt. Burkhart be-
hauptet nun, die Stadt hätte noch von der heidnischen Zeit her,
bis zu ihrer Zerstörung a. 905 (d. h. 955) Cornelia geheissen, ein
Name, der seines Erachtens aus dem lateinischen cornu und dem
griechischen helios zusammengesetzt sei, und demgemäss etwa
Sonnenhorn, d. h. Sonnenstrahl, Sonnenschein oder dergl. bedeute,
also gleichsam «die Strahlende»!! — Ein Gelehrtenwitz, der um
so harmloser ist, wenn man bedenkt, dass bereits in den vorer-
wähnten Urkunden von 830, 856 und 896 der Name Wimpfens,
als Winpina, Wimpina, lange vor der angeblichen Zerstörung der
Stadt enthalten ist. — Ebenso unrichtig ist es daher, wenn der-
selbe Chronist weiter erzählt, die Stadt habe von den vielen Grau-
samkeiten, welche namentlich die Weiber bei der Eroberung hätten
erdulden müssen, unter Aufgabe ihres früheren Namens, von dieser
Stunde an Wibpin oder Wippin d. h. Weiberpein, mulierum poena
[mitthochdeutsch = wibe pin oder wiber pin] geheissen, woraus
dann der Name Winpin, Wimpfen entstanden sei. Es ist aber
blos Deutelei der Sage, dass man Winpin willkübrlich so erklärte
und dafür erfand man die weitere Sage von der Grausamkeit der
Ungarn. Weitere Worte über das Abgeschmackte dieses Calem-
bourgs zu verlieren, wäre nutzlos, betrachten wir daher lieber die
vermuthliche Entstehung des angeblich aus der Römerzeit herrüh-
renden Stadtnamens Cornelia, für den aber gar kein Quellenbeweis
vorliegt.
Geographien und Reisebeschreibungen sagen einander die alberne
aus Crusii annales Suevici (d. a. 1595) entnommene Notiz nach,
*) Eine Rotenburger Chronik gehört ihrer Sprache nach neuerer Zeit
an. Gedruckt im Anfang des 18. Jahrh. ist sie kaum viel älter und gibt als
Jahr der Zerstörung Wimpfens 912 an, was schwerlich richtig sein dürfte
und wohl in 954 oder 955 zu verbessern ist. — Die Glaubwürdigkeit dieser
Chronik ist nach H. Bauer überhaupt eine sehr geringe.
 
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