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lieber die Schreibung des Deutschen.

der des Mittelhochdeutschen zu nähern, indem er die einfachen
langen Vocale durch das Dächelchen (ä, e, 1, 6, u) kennzeichnete,
ae, oe, ue als lange Vocale von den kurzen ä, ö, ii schied, das
Grimmsche kurze e als solches bezeichnete, und für das im Nhd.
verlängerte 6 ein besonderes Zeichen (e mit einer französischen
Cddille, statt dessen wir im folgenden Citate δ setzen werden) ein-
führte, auf strenge Unterscheidung von sz (wie: ausz, allesz Nom.
und Acc.) und s (wie: alles Genit.) drang, und nach J. Grimms
Vorgang die groszen anfangsbuchstaben verbannte, dagegen die Ver-
doppelung des Consonanten zur Bezeichnung der Kürze des vorher-
gehenden Vocals sowol im In- als Auslaute unangefochten liesz.
Ueber den Zweck dieser Neuerung spricht er sich folgender Maszen
aus: «Vorzueglich um die anschauung dlser mittelhochdeutschen
Schreibweise durch die Vergleichung mit etwas naeherligendem und
bekanntem recht gegenwärtig und lebendig zu machen, und durch
dön bei gleicher Behandlung beider idiome nur noch schärfer auf-
gefaszten gegensatz die eigentu^mlichkeiten der mittelhochdeutschen
spräche um so deutlicher herauszzustellen, habe ich in disem buche
auch am neuhochdeutschen eine nach aenlichen regeln geordnete
Orthographie durchgefuert ... Es wird doch einmal erlaubt sein,
die auszspräche durch die moeglichst genauen und einfachsten
Zeichen zu fixieren, und in diser hinsicht etwas aenliches fuer die
jetzige spräche zu tun was Otfrid, Notker, Williram und einzelne
spaetere für die trädition der auszspräche irer zeit getan haben,
habe ich disz als beiwörk getän, so ist schon durch dises beiwörk
ötwas nicht unwichtiges geleistet, und sowol die Deutschen mancher
gögenden als auch besonders die auszwärtigen die sich mit unserer
spräche beschäftigen, werden mir dank dafuer wissen.»
Ziemanns Vorschlag blieb unbeachtet. Erst 14 Jahre später
gab Karl Weinhold durch einen Aufsatz über deutsche Recht-
schreibung (in der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien,
1852) Veranlassung zu einem Kampfe, der bis jetzt noch nicht
entschieden ist. Vor allem dringt er auf die historische Schreibung
des sz, beseitigt ferner die Surrogatzeichen zur Bezeichnung der
Länge (aa, ee, oo, unorganisches ie und Dehnungs-h), und setzt
die Tenuis am Ende der Wörter in ihr mittelhochdeutsches Recht
ein. — Etwas gewaltsamer verfuhr Dr. Fr. Möller in Herrig’s
Archiv für das Studium der neueren Sprachen, Band IV, Heft 3
und 4, S. 479, indem er die Verdoppelung des Consonanten zur
Bezeichnung der Kürze des vorhergehenden Consonanten unterlässt,
auch v in den deutschen Wörtern durch f ersetzt, «ich bin der
ansicht, aeuszert er sich, dasz man hier wie in alen dingen radical
ferfare. kein quaksalbern, sondern schonungslosesz aber heilbring-
endesz wecschneiden.» «wir haben auf das mhd. unt ahd., auf
das gothische, unt wo disz alesz nicht ausreicht, auf den ganzen
kreisz der germanischen, ja selbst der urverwanten sprachen zurük-
zugen, one aber einen Augenblik die forderungen der neuhoch-
 
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