Die Sprache der Schizophrenen 123
Die Schizophasie kennzeichnet längere Sprachpassagen, die zunächst ver-
worren klingen, aber einen gewissen, nur unscharf definierbaren Sinn erken-
nen lassen. Im Gegensatz zur Zerfahrenheit und der assoziativen Auflockerung,
die meistens mit erhöhter Affektdynamik verbunden sind, kann die schizopha-
sische Rede aus völliger Entspanntheit erfolgen. Entsprechend enthält sie wie-
der mehr intentionale Gestaltung.
Phänomene der aktiven Umgestaltung der Sprache sind Neologismen, d.h.
Wortneuschöpfungen. Der Konkretismus resultiert aus einem Verfehlen der
metaphorischen Ebene, die wir im sprachlichen Umgang miteinander meta-
kommunikativ definieren. Ein den Neologismen ähnliches Phänomen hat
Peters (1973) mit den Satzfeld- und Wortfeldstörungen beschrieben, bei denen
Patienten geläufigen Wörtern oder Satzaussagen einen anderen als den
gemeinhin zu unterstellenden Sinn - unkorrigierbar - beilegen.
Als Beispiel für einen Konkretismus kann der Patient von Hermann Lang
angeführt werden (Lang, 1991; vgl. auch Lang 1981), der nach einer psychoana-
lytischen Therapiestunde, die ihn offenbar überfordert hatte, würgende
Schluckbewegungen machte und auf die Frage des Therapeuten, was mit ihm
sei, antwortete, er schlucke Informationen. Man könnte sich vorstellen, dass
dahinter eine ausgeprägte Gefühlsambivalenz stand, mit einerseits Schamge-
fühlen darüber, dass er die Interventionen nicht hat verstehen und verarbeiten
können, andererseits vielleicht Ärger über den Therapeuten, dass er sich nicht
besser hat verständlich machen können, aber auch ein Gefühl der Loyalität, da
der Therapeut engagiert und zugewandt war. Die Komplexität dieser Emo-
tionslage in einer angemessenen Weise zum Ausdruck zu bringen und mit einer
eigenen Intention, die daraus eine Botschaft zu formen gehabt hätte, die dem
Therapeuten zumutbar ist, ohne Kränkung für ihn und ohne Selbsterniedri-
gung des Patienten, hat den Patienten offenbar überfordert. Der einsetzende
Degradationsprozess der Kommunikation kam auf der Ebene dieses Konkre-
tismus mit seiner wesentlich vereinfachten Sinnstruktur zur Ruhe.
2. Ich-Schwäche, Symbolisationsdefizit und Triangulierungsstörung
Ausgehend vom Phänomen des Konkretismus hat sich im Umkreis des
Strukturalistischen Zweigs der Psychoanalyse (H.U Peters, H. Lang, J. Lacan, S.
Consoli in Kraus u. Mundt, 1991) die Vorstellung entwickelt, dass schizophrenen
Sprach- und Textproduktionen ein Symbolisationsdefizit und damit eine
Schwäche der Sinnzuschreibung zugrunde liege. Lang hat dazu Material aus 15
Langzeitpsychotherapien Hebephrener zusammen getragen. Daraus ergibt sich
folgende pathogenetische Kette: Übermächtige primäre Dyade, in der Regel
Mutter - Kind; Schwächung der Triangulierung zum Vater und damit des
Bezugs zur außerfamiliären Welt; atrophisches Ich; Ausbleiben eigenständiger
Sinnzuschreibungen; defizitäre Symbolisierungsfähigkeit, geschwächte und
lückenhafte Repräsentanzenwelt, Denk- und Sprachstörungen mit Konkretis-
men und Störungen der Metaphorik als Kompensation durch Vereinfachung
der Sinnsetzung.
Die Schizophasie kennzeichnet längere Sprachpassagen, die zunächst ver-
worren klingen, aber einen gewissen, nur unscharf definierbaren Sinn erken-
nen lassen. Im Gegensatz zur Zerfahrenheit und der assoziativen Auflockerung,
die meistens mit erhöhter Affektdynamik verbunden sind, kann die schizopha-
sische Rede aus völliger Entspanntheit erfolgen. Entsprechend enthält sie wie-
der mehr intentionale Gestaltung.
Phänomene der aktiven Umgestaltung der Sprache sind Neologismen, d.h.
Wortneuschöpfungen. Der Konkretismus resultiert aus einem Verfehlen der
metaphorischen Ebene, die wir im sprachlichen Umgang miteinander meta-
kommunikativ definieren. Ein den Neologismen ähnliches Phänomen hat
Peters (1973) mit den Satzfeld- und Wortfeldstörungen beschrieben, bei denen
Patienten geläufigen Wörtern oder Satzaussagen einen anderen als den
gemeinhin zu unterstellenden Sinn - unkorrigierbar - beilegen.
Als Beispiel für einen Konkretismus kann der Patient von Hermann Lang
angeführt werden (Lang, 1991; vgl. auch Lang 1981), der nach einer psychoana-
lytischen Therapiestunde, die ihn offenbar überfordert hatte, würgende
Schluckbewegungen machte und auf die Frage des Therapeuten, was mit ihm
sei, antwortete, er schlucke Informationen. Man könnte sich vorstellen, dass
dahinter eine ausgeprägte Gefühlsambivalenz stand, mit einerseits Schamge-
fühlen darüber, dass er die Interventionen nicht hat verstehen und verarbeiten
können, andererseits vielleicht Ärger über den Therapeuten, dass er sich nicht
besser hat verständlich machen können, aber auch ein Gefühl der Loyalität, da
der Therapeut engagiert und zugewandt war. Die Komplexität dieser Emo-
tionslage in einer angemessenen Weise zum Ausdruck zu bringen und mit einer
eigenen Intention, die daraus eine Botschaft zu formen gehabt hätte, die dem
Therapeuten zumutbar ist, ohne Kränkung für ihn und ohne Selbsterniedri-
gung des Patienten, hat den Patienten offenbar überfordert. Der einsetzende
Degradationsprozess der Kommunikation kam auf der Ebene dieses Konkre-
tismus mit seiner wesentlich vereinfachten Sinnstruktur zur Ruhe.
2. Ich-Schwäche, Symbolisationsdefizit und Triangulierungsstörung
Ausgehend vom Phänomen des Konkretismus hat sich im Umkreis des
Strukturalistischen Zweigs der Psychoanalyse (H.U Peters, H. Lang, J. Lacan, S.
Consoli in Kraus u. Mundt, 1991) die Vorstellung entwickelt, dass schizophrenen
Sprach- und Textproduktionen ein Symbolisationsdefizit und damit eine
Schwäche der Sinnzuschreibung zugrunde liege. Lang hat dazu Material aus 15
Langzeitpsychotherapien Hebephrener zusammen getragen. Daraus ergibt sich
folgende pathogenetische Kette: Übermächtige primäre Dyade, in der Regel
Mutter - Kind; Schwächung der Triangulierung zum Vater und damit des
Bezugs zur außerfamiliären Welt; atrophisches Ich; Ausbleiben eigenständiger
Sinnzuschreibungen; defizitäre Symbolisierungsfähigkeit, geschwächte und
lückenhafte Repräsentanzenwelt, Denk- und Sprachstörungen mit Konkretis-
men und Störungen der Metaphorik als Kompensation durch Vereinfachung
der Sinnsetzung.