Über Märchensymbolik
179
Schnauze zwischen Lea's Schenkel, um einen Cunnilingus
auszuführen). Ich suchte mich loszumachen und ging im
Zimmer herum,- er war aber immer da und ließ mich
nicht los. Auf einmal verwandelte sich der Hund
in Hans* . . .« <Der Traum geht noch weiter, der Rest interessiert
uns aber nicht.)
Wir haben in diesem Traum, dessen wichtigste Stellen ich im
Druck hervorgehoben habe, ein widerwärtiges** oder zum mindesten
lästiges Tier, das die Träumerin in deutlich sexueller Absicht be=-
lästigt. Nachdem sich Lea vorerst wehrt, der Hund aber doch
nicht locker läßt, verwandelt sich dieser plötzlich in einen von Lea
geliebten Menschen. Dem Traum liegt ein ganz ähnliches Substrat
zugrunde, wie oben dem Märchen. Dort handelt es sich, wie
Ri kl ins Theorie sagt, um das mädchenhafte Sträuben und dessen
Umwandlung in die Bejahung des sexuellen Wunsches. Auch bei
Lea handelt es sich um ein Sträuben, um jenes Sträuben nämlich,
welches ich in der oben erwähnten Arbeit über die lekanoskopischen
Versuche die »Liebeswehr« genannt habe. Die psychologische
Mechanik dieser »Liebeswehr« ist eigentlich nur aus der eingehend
den Analyse L e a's zu verstehen,- ich sage hier nur so viel, daß
Lea, der die vollkommene Unabhängigkeit von aller Welt als das
höchste Gut erschien, zu Hans eine tiefe Neigung zu fassen
begann und nun befürchtete, durch die entstehenden Liebesbande in
eine Art von Unfreiheit zu geraten. Sie hatte mit einem vorherigen
Liebesverhältnis trübe Erfahrungen gemacht und wehrte sich nun
dagegen, daß ihre Liaison mit Hans ihrem Herzen allzu nahe
ginge. Sie wehrte sich auch gegen eine wachsende Intimität und
Intensität der Form des Sexuallebens mit Hans. Der Traum fällt
nun in eine Periode, in der Lea fühlt, daß trotz ihrem Sträuben,
also trotz der »Liebeswehr«, ihre Liebe zu Hans wächst und der
sexuelle Verkehr mit ihm eine fortschreitende Entwicklung zeigt. Die
Verwandlung des Hundes in den Geliebten entspricht also der
Wandlung in Le a's Gefühlen: der unangenehme Gegenstand, gegen
den sie sich wehrt, wird zum geliebten Gegenstand,- der wider-
wärtige Hund verwandelt sich in den geliebten Mann, so wie sich
im Märchen der Frosch in den Prinzen verwandelt. Der Cunnilingus
im Traum bezieht sich auf die wachsende sexuelle Intimität <z, B.
eben Cunnilingus und Fellatio), gegen die sich Lea anfänglich auch
sträubte, die ihr aber später angenehm wurde. Der Durchbruch
der zurückgehaltenen Lust nach der anfänglichen Unlust des Sträubens,
dieser aus tiefster seelischer Tiefe kommende Sexualwunsch, der
den Damm der Zurückhaltung durchbricht, mag wohl
in der durchbrochenen Mauer des Traumes sein Sinn-
bild haben.
Hans ist ein Mann, zu dem Lea in sexuellen Beziehungen steht.
*® Es ist vielleicht nicht überflüßig zu bemerken, daß Lea keine Freundin
von Hunden ist und diese oft ekelhaft findet.
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Schnauze zwischen Lea's Schenkel, um einen Cunnilingus
auszuführen). Ich suchte mich loszumachen und ging im
Zimmer herum,- er war aber immer da und ließ mich
nicht los. Auf einmal verwandelte sich der Hund
in Hans* . . .« <Der Traum geht noch weiter, der Rest interessiert
uns aber nicht.)
Wir haben in diesem Traum, dessen wichtigste Stellen ich im
Druck hervorgehoben habe, ein widerwärtiges** oder zum mindesten
lästiges Tier, das die Träumerin in deutlich sexueller Absicht be=-
lästigt. Nachdem sich Lea vorerst wehrt, der Hund aber doch
nicht locker läßt, verwandelt sich dieser plötzlich in einen von Lea
geliebten Menschen. Dem Traum liegt ein ganz ähnliches Substrat
zugrunde, wie oben dem Märchen. Dort handelt es sich, wie
Ri kl ins Theorie sagt, um das mädchenhafte Sträuben und dessen
Umwandlung in die Bejahung des sexuellen Wunsches. Auch bei
Lea handelt es sich um ein Sträuben, um jenes Sträuben nämlich,
welches ich in der oben erwähnten Arbeit über die lekanoskopischen
Versuche die »Liebeswehr« genannt habe. Die psychologische
Mechanik dieser »Liebeswehr« ist eigentlich nur aus der eingehend
den Analyse L e a's zu verstehen,- ich sage hier nur so viel, daß
Lea, der die vollkommene Unabhängigkeit von aller Welt als das
höchste Gut erschien, zu Hans eine tiefe Neigung zu fassen
begann und nun befürchtete, durch die entstehenden Liebesbande in
eine Art von Unfreiheit zu geraten. Sie hatte mit einem vorherigen
Liebesverhältnis trübe Erfahrungen gemacht und wehrte sich nun
dagegen, daß ihre Liaison mit Hans ihrem Herzen allzu nahe
ginge. Sie wehrte sich auch gegen eine wachsende Intimität und
Intensität der Form des Sexuallebens mit Hans. Der Traum fällt
nun in eine Periode, in der Lea fühlt, daß trotz ihrem Sträuben,
also trotz der »Liebeswehr«, ihre Liebe zu Hans wächst und der
sexuelle Verkehr mit ihm eine fortschreitende Entwicklung zeigt. Die
Verwandlung des Hundes in den Geliebten entspricht also der
Wandlung in Le a's Gefühlen: der unangenehme Gegenstand, gegen
den sie sich wehrt, wird zum geliebten Gegenstand,- der wider-
wärtige Hund verwandelt sich in den geliebten Mann, so wie sich
im Märchen der Frosch in den Prinzen verwandelt. Der Cunnilingus
im Traum bezieht sich auf die wachsende sexuelle Intimität <z, B.
eben Cunnilingus und Fellatio), gegen die sich Lea anfänglich auch
sträubte, die ihr aber später angenehm wurde. Der Durchbruch
der zurückgehaltenen Lust nach der anfänglichen Unlust des Sträubens,
dieser aus tiefster seelischer Tiefe kommende Sexualwunsch, der
den Damm der Zurückhaltung durchbricht, mag wohl
in der durchbrochenen Mauer des Traumes sein Sinn-
bild haben.
Hans ist ein Mann, zu dem Lea in sexuellen Beziehungen steht.
*® Es ist vielleicht nicht überflüßig zu bemerken, daß Lea keine Freundin
von Hunden ist und diese oft ekelhaft findet.