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Momentphotographie.
vortrefflichen Freund und noch besseren Maler veranlasst
wurden, suchen wir uns freie Weideplätze aus und wenn es
möglich ist mit grünen Hecken umrankte Wiesen. Wir besprechen
uns mit dem Gutsbesitzer und einige Groschen, welche wir
an die Hirten verabreichen, führen uns die schönsten Thiere
dort hin, wo wir sie wünschen. An zwei gedeckten Punkten,
welche wir durch vier oder fünf Bündel Stroh in eine Art
Hütte umwandeln, stellen wir die Camera auf. Die erste
Hütte wird am Morgen, die andere des Nachmittags benutzt.
Wir bemühen uns vor Allem, dass die Thiere uns nicht be-
merken. Trotzdem stutzten sie am ei-sten Tage, die Bündel Stroh
wecken ihr Misstrauen, jedoch kümmern sie sieh nach einigen
Tagen nicht mehr um das Aussergewöhnliche. Nun gelingt
es, ruhig hübsche Studien zu machen.
Der Photograph, welchem das ländliche Leben kennt,
weiss schon die Stunden, wo das Yieh weidet, steht oder
ruht, er erhält daher ohne grossen Zeitverlust die Bilder, die
er sich wünscht.
Wir behaupten nicht, dass man nicht ohne solche Ein-
richtungen Studien hersteilen kann. Der Leser wird jedoch
gestehen, dass beim freien Aufstellen der Camera oft das Vieh
scheu wird und dass man sich sogar der Gefahr ausstellt, von
einem minder gemüthlichen Ochsen angegriffen zu werden und
das thut auch der Camera zu wehe. Der Photograph könnte
wohl sich und den Apparat hinter einer Hecke oder Zaun
decken. Das Stativ kommt aber dann meistens sehr hoch zu
stehen, wenn der Ausblick genügend frei sein soll. Eine solche
Anordnung schadet jedoch der Perspective. Denn bei Moment-
aufnahmen wie bei Landschaftsphotographie soll das Objectiv
nicht höher als die Höhe des menschlichen Auges sich be-
finden.
Haben wir mit Kindern, Leuten oder Geflügel in Höfen
zu thun, so stellen wir uns in Stallungen oder sonst versteckt
auf, suchen also immer unsere Gegenwart geheim zu halten.
Nur auf diese Weise belauscht man die freie Natur und so
allein bekommt man natürliche Stellungen auf die photo-
graphische Platte.
Der Leser wird sich daher nicht wundern, dass wir
grössere Bildformate, z. B. 13 X 18 oder 24 X 18 cm, be-
vorzugen und keine Anhänger der häufig construirten Detectiv-
Cameras sind; solche dürften nur in ganz kleinen Formaten
und für Strassenscenen als practisch anerkannt werden.
Momentphotographie.
vortrefflichen Freund und noch besseren Maler veranlasst
wurden, suchen wir uns freie Weideplätze aus und wenn es
möglich ist mit grünen Hecken umrankte Wiesen. Wir besprechen
uns mit dem Gutsbesitzer und einige Groschen, welche wir
an die Hirten verabreichen, führen uns die schönsten Thiere
dort hin, wo wir sie wünschen. An zwei gedeckten Punkten,
welche wir durch vier oder fünf Bündel Stroh in eine Art
Hütte umwandeln, stellen wir die Camera auf. Die erste
Hütte wird am Morgen, die andere des Nachmittags benutzt.
Wir bemühen uns vor Allem, dass die Thiere uns nicht be-
merken. Trotzdem stutzten sie am ei-sten Tage, die Bündel Stroh
wecken ihr Misstrauen, jedoch kümmern sie sieh nach einigen
Tagen nicht mehr um das Aussergewöhnliche. Nun gelingt
es, ruhig hübsche Studien zu machen.
Der Photograph, welchem das ländliche Leben kennt,
weiss schon die Stunden, wo das Yieh weidet, steht oder
ruht, er erhält daher ohne grossen Zeitverlust die Bilder, die
er sich wünscht.
Wir behaupten nicht, dass man nicht ohne solche Ein-
richtungen Studien hersteilen kann. Der Leser wird jedoch
gestehen, dass beim freien Aufstellen der Camera oft das Vieh
scheu wird und dass man sich sogar der Gefahr ausstellt, von
einem minder gemüthlichen Ochsen angegriffen zu werden und
das thut auch der Camera zu wehe. Der Photograph könnte
wohl sich und den Apparat hinter einer Hecke oder Zaun
decken. Das Stativ kommt aber dann meistens sehr hoch zu
stehen, wenn der Ausblick genügend frei sein soll. Eine solche
Anordnung schadet jedoch der Perspective. Denn bei Moment-
aufnahmen wie bei Landschaftsphotographie soll das Objectiv
nicht höher als die Höhe des menschlichen Auges sich be-
finden.
Haben wir mit Kindern, Leuten oder Geflügel in Höfen
zu thun, so stellen wir uns in Stallungen oder sonst versteckt
auf, suchen also immer unsere Gegenwart geheim zu halten.
Nur auf diese Weise belauscht man die freie Natur und so
allein bekommt man natürliche Stellungen auf die photo-
graphische Platte.
Der Leser wird sich daher nicht wundern, dass wir
grössere Bildformate, z. B. 13 X 18 oder 24 X 18 cm, be-
vorzugen und keine Anhänger der häufig construirten Detectiv-
Cameras sind; solche dürften nur in ganz kleinen Formaten
und für Strassenscenen als practisch anerkannt werden.