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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Mayer, Maximilian: Amazonengruppe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0095

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Recht zu bezweifeln, dafs diese reliefartige Anlage schon dem Original eigen war
und in diesem Zwang die eigentliche Ursache lag, wenn dem copirenden Stümper
die Proportionen des unter dem Pferd placirten Mannes sowie der stark vorgebeugten
Reiterin mifsriethen. Warum aber diese Art der Composition, da es doch ganz
besonders in der Diadochenzeit nicht an Gruppen fehlte, die freier und mehr nach
unserem Geschmack angelegt, d. h. für die Rundansicht berechnet waren? Nöthig
und üblich war diese Manier im Grunde doch nur da, wo sich mehrere Gruppen,
überhaupt eine gröfsere Figurenzahl aneinanderreihte, wie dies die alte Kunst —
mit unseren Stilbegriffen unvereinbar — liebte; wobei höchstens, wie zuweilen er-
kennbar'"*, eine Wand oder ein sonstiger Hintergrund den Pseudoreliefs zu Hilfe
kam. Auch Amazonengruppen dieser Art mufs es gegeben haben und die Neapler,
ehemals in Rom befindliche Amazone****, die getroTen vom Pferde sinkt, brauchte
nicht erst aus einem Relief genommen zu werden; ebensowenig die unsrige. Die
Figuren von der Akropolis machen nun zwar den Eindruck einer freieren Bewegung,
aber das erscheint vielleicht nur deshalb so, weil die Reiter, mit denen sie ver-
bunden waren, fehlen. Sieht man genauer zu, so begegnet in dem bärtigen Venc-
tianer'Ä der offenbar im Fallen das Schwert in den Leib des gegnerischen Pferdes
bohrt, eine Figur von so absonderlich Pacher Anlage, dafs es, um sie in einen
Reliefgrund zu setzen, kaum der geringsten Änderungen bedürfte, wie denn auch
die Basis an ihrer breitesten Stelle sich kaum von der Plinthe eines Frieses unter-
scheidet. Ja mehr als das. Keine einzige dieser Gestalten läfst den Gegner vorn
oder im Hintergründe erwarten, wie dies doch bei der Ludovisischen Galliergruppe
evident ist und nicht minder an der kleinen Broncehgur des reitenden Alexander
aus Herculaneum; alle folgen entweder strict einer Hauptlinie, wie die vier lang
hingestreckten Todten, deren Lage unter anderen Umständen, d. h. ohne einen be-
stimmten Zwang weit gröfserer Mannigfaltigkeit fähig gewesen wäre, oder wie der
Zurücktaumelnde in Venedig^, dessen Blicke gradeaus gerichtet sind, wie endlich
der sitzende, oft mit bekannten Relieffiguren verglichene Verwundete in Neapel **%
oder aber sie fügen sich wenigstens, wie die Pariser Figur**** und die beiden hocken-
den Perser***', ungezwungen in die schmale Reihe, d. h. in dasjenige Compositions-
princip, welches gleich Anfangs von Brunn erkannt, in der Borghesischen Amazonen-
gruppe uns zum ersten Mal leibhaftig vor Augen tritt. Damit würden wir denn auf
den Wortlaut des Pausanias zurückgewiesen, welcher besagt, dafs die Pergamenischen
Sculpturen auf der Akropolis trpM iah tst/st standen. Wie es bei so naher Anleh-
nung an die Wand möglich war, dafs eine der Statuen vom Sturm ins Theater
hinuntergeworfen wurde, wird sogleich klar werden.

3') z. B. Paus. X 11,1. V 25,2 (5).
33) Clarac 810 B. 2028 B.
33) Friederichs-W. 1404. A/iv?. aWÖ //Asf. a. a. O.
No. 2.
3p Friederichs-W. 1405. A%?73. 27Mf. a. a. O. No. 1.

3p Friederichs-W. 1406. AAw. a. a. O. No. 4.
3p Clarac 280, 2151. [Die Figur ist nicht nach St. Ger-
main gekommen, sondern noch im Louvre. Red.]
Fried.-W. 1409. Mitth. d. Ath. Inst. I Tat. 7.
 
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