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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Mayer, Maximilian: Amazonengruppe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0096

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Ich habe mich zunächst mit dem breiten Stück Mauerwerk abzuhnden, in
weichem Bötticher^ unter lebhafter Zustimmung Overbeck's Piast. IM 20$ das
Postament unserer Gruppen wiedergefunden zu haben glaubte. Nach Bötticher
hätte dasselbe eine Breite von 16 Fuss und eine Länge von 50, also eine Form, die
von der nicht mit angegebenen Höhe abgesehen einen geeigneten Platz für jene
Statuenmasse zu bieten schien. Inzwischen hat sich herausgestellt, wie schon aus
Michaelis'^ Plan zu ersehen, dafs dieses breite Mauerwerk keineswegs auf die Süd-
seite beschränkt ist, sondern sich ohne Unterbrechung um die spitze Südostecke herum
noch um ein gutes Stück an der Ostseite entlang zieht, während die Plauptstrecke,
die jetzt ca. 9$ m beträgt, nach Westen hin sich vielleicht noch weiter ausdehnte, was
erst durch Aufgrabung festzustellen wäre. Diese Anlage, welche, wie man ohne
Weiteres erkennt, für ein Bathron auch des figurenreichsten Weihgeschenks etwas
Ungeheuerliches wäre, ist eben gar keine isolirte Aufmauerung, sondern gehört zu
der in dieser Burggegend durchgehenden Verbreitung der Mauer und geht bis zu
einer Tiefe hinab, die an dem Felsansatz 1$—20 m erreicht. Das Ganze ist ledig-
lich als Stützmauer für die gewaltige, dahinter befindliche Aufschüttung zu betrachten A
Wenngleich damit die Bötticher'sehe Hypothese fällt, so bleibt doch be-
stehen, dafs diese 6'/^ m breite Aufmauerung sich in der einen oder anderen Weise
zur Aufstellung der Gruppen verwenden liefs. Da nun die Mauer schwerlich in
ihrer ganzen Breite soweit über das antike Niveau emporragte, dafs die Aus-
sicht versperrt und der Platz auf der Burg in unnöthiger Weise verengt wurde,
sondern wohl in eine kleinere, mehr balustradenartige Schutzmauer endigte, so
ergiebt sich folgende Alternative: entweder das mehr als 6m breite Mauerplateau
ragte nur wenig aus dem Boden empor; dann würde die flache, reihenweise Compo-
sition der darauf zu placirenden Gruppen unverständlich und vielmehr eine Anlage
zu erwarten sein, wie sie der Ludovisische Gruppenrest verräth; oder aber es war
terrassenförmig abgestuftdann erklärt sich nicht nur jene reliefartige Anordnung,
sondern auch der Ausdruck des Pausanias, es erklärt sich vor Allem auch, wie
eine Figur durch den Sturmwind hinübergeschleudert werden konnte. Brunn, der
aus ganz anderen Gründen, nämlich mit Rücksicht auf die Statuengeschmückte Pyra
des Hephaistion und ähnliche Werke der Diadochenzeit, für die Originale der Athe-
nischen Gruppen einen terrassenförmigen Bau in Pergamon annahm, meinte die
Sieger hätten in einer höheren Etage gestanden, als die Unterliegenden^; eine An-
ordnung, durch welche die Kampfgruppen, wie mir scheint, zerrissen, des Anscheines
wirklichen Lebens verlustig gehen würden. Schon Michaelis^ hat hier wider-
sprochen. Wohl aber mag im Unterschied von den drei menschlichen Kämpfen,

33) Bericht über die Untersuchungen auf der Akro- bedeutender Theil dieser Breite (der Mauer)
polis S. 68 f. dürfte vielmehr für eine oder mehrere Stufen in
33) Paus. übsYr. <37V. Ath. Taf. I 29. Abzug zu bringen sein, wie ich dies auf meiner
3°) Die einzelnen hier verwertheten Daten werden Wandkarte vermuthungsweise angegeben habe«.
demArchitektenllerrnKawerau in Athen verdankt. 32) bw/. 1870 p. ßi6f.
M Vgl. Michaelis Mitth. d. Ath. Inst. II 15: »ein 33) Mitth. d. Ath. Inst. II 14,10.
 
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