stützen, wohl aber eine solche von unten nach oben, d. h. die Hand trug einen
schweren Gegenstand. Welche Gestalt derselbe hatte, läfst sich aus technischen
Vorrichtungen an der Außenseite des linken Arms schließen". Auch hier stofsen
wir auf Eigenthümlichkeiten der Bronze, welche bei der Deutung auf einen Wagen-
lenker nicht berücksichtigt werden.
Ich bemerke an der Aufsenseite des linken Arms und zwar an seinen her-
vorragendsten Stellen, am Deltoides, in der Gegend des Ellenbogens, auf der Hand-
oberfläche, kleine Abplattungen, welche von verhältnifsmäfsig scharfen Rändern
begrenzt sind. Der Gedanke, dafs diese platten Stellen erst in neuerer Zeit durch
Verletzung der Oberfläche entstanden seien, ist durch die gleichartige Patina aus-
geschlossen'". Meiner Ansicht nach sind diese Abplattungen verschieden von den
Flächen, welche man auch sonst an der Bronze bemerkt, welche deutlich aber nur
an solchen Körpertheilen sich finden, die eine flächenhafte Behandlung leichter er-
tragen als der Arm, also z. B. an den Oberschenkeln; aber an solchen Stellen fehlen
die scharfen Ränder; die Flächen sind dort Reste einer archaischen Formenbehand-
lung, wie sie wohl am deutlichsten an der Brust des Apollon von Orchomenos zu
Tage tritt. In der Anbringung jener Flächen am linken Arm liegt dagegen ein ge-
wisses System, denn sie befinden sich an den hervorragendsten Theilen des Arms;
ein Vergleich mit dem schön modellirten rechten Arm führt auf die richtige Beur-
theilung der Behandlung des linken. Besonders bezeichnend ist die Abplattung auf
der linken Pland; denn nicht ihr ganzer Rücken ist auf diese Weise bearbeitet, wie
man erwarten müßte, wenn es sich auch hier um eine schematische Wiedergabe der
Körperoberhäche handeln würde, sondern diese Abplattung schließt vor der Ein-
senkung des Handgelenks mit einem querlaufenden Rande ab.
Diese Abplattungen lassen sich nur durch die Berührung des Arms mit
einem festen, flachen — aber nicht ebenen — Gegenstände erklären: sie passen in
eine leichte Wölbung hinein, deren Scheitel etwa am Ellenbogen liegt. Der ver-
lorene Gegenstand ist also ein Schild. Schon Grüneisen" dachte an diese Ergän-
zung, der Schild schien ihm aber dann in dieser Haltung doch nicht recht passend,
»weil derselbe so wenig für den Rücken, als für die Seite schützend wäre«. Ver-
deckt man den linken Arm mit dem Schild, so erklärt und entschuldigt sich auch
die unnatürliche Krümmung des Unterarms'h Ihretwegen nahm Grüneisen eine
wirklich ausgeführte, seiner Ansicht nach falsche, Restauration mit dem Schilde an,
die sich wieder verloren hätte.
9) Herr Prof. v. Schwabe war so freundlich, mir
die Untersuchung des Originals auf jede Weise
zu erleichtern. Leider ist es mir nicht gelungen,
ihn von der Richtigkeit meiner Auffassung zu
stand der Bronze, sondern nur auf die Art, wie
ich die Entstehung dieses Zustands erkläre.
Meine Wahrnehmungen lassen sich an dem gelun-
genen neuen Abgufs aus der Formerei der k. Mu-
Abgüsse sind zu diesem Zweck kaum brauchbar.
1°) Ein Punkt, in dem Herr Prof. v. Schwabe mit
mir übereinstimmt,
n) a. a. O. S. 41.
12) Grüneisen S. 41. Schwabe S. 171 Anm. 19.