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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Dümmler, Georg Ferdinand: Attische Lekythos aus Cypern: Bemerkungen zur Vasenchronologie und Malergeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0181

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Dümmler, Attische Lekythos.

169

Der attische Import dieser Nekropole nun scheint mir wichtige Aufschlüsse
über die Chronologie der attischen Vasen überhaupt zu liefern. Alle vorkommenden
Formen und Stilarten sind in so zahlreichen Beispielen vorhanden, dafs das Fehlen
bestimmter Mittelglieder nicht auf den Zufall geschoben werden kann, sondern nur
aus der Geschichte der Insel zu erklären ist. Es ist einleuchtend, dafs zwischen
dem Aufstande des Onesilos und der Schlacht bei Salamis 44.9 ein regelmäfsiger
friedlicher Verkehr attischer Schiffe in jenen Meeren undenkbar war, da die Insel
von starken Pcrserhotten gehalten wurde; dementsprechend fehlen die Vasen dieser
Zeit vollständig. Wenn sich neben zahlreichen schwarzfigurigen Vasen einige rot-
figurige des Kachrylion und Hermaios und ein polychromes Alabastron des Pasiades^
fanden, so spricht dies dafür, dafs die Anfänge des rotfigurigen Stiles in das
sechste Jahrhundert hinaufreichen, ein Resultat, auf das auch andere Erwägungen
hinführen. Ebenso beweist das Fehlen bestimmter Decorationsweisen der schwarz-
figurigen Schale, dafs diese erst dem fünften Jahrhundert angehörenk Dem persi-
schen Bündnifs Konons und der Regierung des Euagoras entspricht wieder ein
massenhafter Import attischer Waare. Sehr begreiflich ist es, wenn in der Zeit
zwischen 449 und Konon zwar von Athen nach Cypern importiert wurde, aber wenig
lebhaft. Schon durch die Gesandtschaft des Kallias hatte Athen auf seine Errun-
genschaften in Cypern verzichtet, im peloponnesischcn Kriege ist seine Front nach
Westen gerichtet.
Eine der wenigen Vasen, weiche aus dieser Zeit stammen, wird auf Tafel 11
abgebildet, nach dem Aquarell des Herrn E. G. Foot, das uns Ohnefalsch-Richter
freundlich zur Verfügung stellte. Es ist eine Lekythos von Form und Technik der
gewöhnlichen attischen Grablekythen und leitet von den polychromen Schalen zu
diesen über. Dargestellt ist eine Amazone, welche den linken Fufs auf einen Stein
gesetzt hat und sich herabneigt, ihr Schuhwerk zu ordnen. Sie trägt einen kurzen
enganliegenden Ärmelchiton und enganliegende Anaxyrides, das Haupt bedeckt ein
Lederhelm mit Backenlaschen, hinter ihr hängt Bogen, Köcher und Schild. Das
Hauptinteresse der Vase besteht darin, dafs sie ein Motiv zeigt, welches sich zwei-
mal am Westfries des Parthenon findet. Zu den bekannten Fällen der Überein-
stimmung von Vasenbildern mit den Parthenonsculpturen hat Franz Winter'* ein
schlagendes Beispiel hinzugefügt, gleichfalls eine Amazonenvase. Obwol er für
die mit der Amazonomachie des Schildes der Parthenos sich berührenden Vasen-
bilder die Möglichkeit eines gemeinsamen malerischen Vorbildes in Erwägung zieht
(S. ß/), entscheidet er sich doch für unmittelbare Abhängigkeit der Vasenmaler von
Pheidias. Gegen diese Auffassung sprechen die mit dem Fries des Parthenon über-
einstimmenden Amazonenvasen. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs zwei zeitlich und
stilistisch nicht weit, aber deutlich getrennte Vasenmaler von einander unabhängig
der Name zu lesen. Vgl. jetzt auch Smith Class. die Ausgrabung mit Zufügung der nötigen Ab-
Review 1887 S. 26 A [s. oben S. 145]. bildungen eingegangen werden.
b Die jüngeren attischen Vasen S. 34.
 
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