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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Dümmler, Georg Ferdinand: Attische Lekythos aus Cypern: Bemerkungen zur Vasenchronologie und Malergeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0182

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I/O

Dümmler, Attische Lekythos.

auf den Gedanken gekommen sein sollten, attische Ritter in Amazonen umzuwan-
deln. Beide müssen gemeinsam von einer malerischen Amazonomachie abhängig
sein, es fragt sich nur ob von einem Maler, der Pheidias copiert hat, oder von einem,
von welchem dieser lernte.
Wenn Winter, obwol er im allgemeinen für wahrscheinlich hält, dafs
Pheidias einzelne Motive aus der monumentalen Malerei entlehnt habe, für die
Amazonenvase glaubt Abhängigkeit vom Parthenonfries annehmen zu müssen, so
wird er hierzu wol hauptsächlich durch die Erwägung bestimmt, dals das ruhige
Reiten für den Festzug besser pafst als für eine Schlacht. Wenn ich sogar das
noch weit idyllischere Motiv der Sandalenbinderin für eine originale Amazonomachie
in Anspruch nehme, kann ich mich auf die Analogie des Schlachtbildes in der
Stoa poikile berufen, welches auch Einleitung der Schlacht, Durchführung und Ver-
folgung auf einem Felde enthielt. Im Folgenden soll der Versuch gemacht werden,
einige weitere Spiegelungen der monumentalen Malerei zusammenzustellen.
Dafs das Motiv unsrer Vase, das des aufgestützten Fußes, Polygnotisch sei,
geht schon aus dem Antilochos der Nekyia Paus. X ßo hervor. Dieses Motiv nun
begegnet häufig neben andern Motiven des Parthenonfrieses auf Denkmälern, welche
schwerlich von diesem abhängig sind. Im Museum Gregorianum II A. 8/, lau. 2a"
sind zwei attische Schalen aus Vulci abgebildet, welche offenbar von demselben
Maler als Gegenstücke gearbeitet sind. Winter müßte sie wegen des ausgebildeten
Standmotivs für jünger halten als Pheidias obwol sie in seinem Verzeichnis
fehlen. Auf diesen Schalen erscheint nun der aufgestützte Fufs (2 a) und der Ares
des Parthenonfrieses (ia)h Beide Motive wiederholen sich auf einem Vasenbilde,
für welches Robert und Winter mit Recht starke Anlehnung an die monumentale
Malerei angenommen haben, dem Orvietaner Niobiden-Krater 777tw?;772<?72/f 'AV. XI
tav. ß8—40. Aber noch eine dritte Gestalt ist beiden gemeinsam, der Jüngling,
welcher mit der einen Hand die Fanze hoch gefafst hält, die andre in die Seite
stütztb Von einem weiteren Polygnotischen Sitzmotiv auf der Schale ia wird später
zu handeln sein. Da die Übereinstimmung der Vasen untereinander gröfser ist als
mit dem Parthenonfries, so sind sie von diesem nicht abhängig, sondern direct von
einem Gemälde wie Mikons Argonauten. Zudem halte ich die Vulcenter Schalen
für älter als den Parthenon; wenn auf ihnen das ruhige Standmotiv in der Ausbil-
dung wie bei Pheidias erscheint, so kann ich mich nicht entschließen dies zum
Ausgangspunkt einer chronologischen Bestimmung zu machen, da es mir nicht
wahrscheinlich ist, daß die monumentale Malerei über dies Motiv noch nicht verfügte.
Schon Benndorf (Mitteil, aus Österreich VI S. 20/) hat den von Heydemann

3) Schlechter auf Tafel 90 der andern Ausgabe.
6) Die jüngeren attischen Vasen S. 10 ff.
?) Auf Polygnots Nekyia hielt Hektor sein Knie
mit beiden Händen, Paus. X 31. Vergl. Petersen,
Die Kunst des Pheidias S. 232 ff.
3) Dafs dies Motiv beim Oinomaos des Olympi-

schen Ostgiebels erscheint, kann nicht Wunder
nehmen, erscheint doch nach Kekules für mich
überzeugender Anordnung auch neben der Hippo-
dameia ein Polygnotisches Motiv, die sandalen-
bindende Magd. Vgl. Arch. Zeit. 1884 Sp. 284.
 
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