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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Sittl, Karl: Der Hesiodische Schild des Herakles
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0195

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heiten vollkommen bestätigt. Nachdem bereits zur Genüge feststeht, dafs die in
den beiden Schildbeschreibungen vorkommenden Gegenstände den Griechen einst
wirklich geläufig waren, erübrigt die Frage, ob die Art der Darstellung gleich-
falls der zeitgenössischen Kunstübung entsprach.
Den Mittelpunkt des Schildes nahm Phobos eink Wie dachte sich der
Dichter diese Personihcation? Da das Gorgoneion das beliebteste Schildzeichen war,
läge es nahe, an jenen Kopf zu denken, den man als bärtiges Gorgoneion zu be-
zeichnen pflegt"; denn wenn auch der Bart einfach die Schrecklichkeit des Anblicks
steigern sollte mufste dann doch statt Gorgo ein männlicher Name gesucht werden.
Allein von dieser Annahme hält mich der Zusatz, Phobos blicke zurück
V. 14$) ab. Er war also nicht blofs in ganzer Figur dargestellt, er kann auch keinen
menschlichen Kopf gehabt haben, sonst würde er den Beschauer nach dem alten
Gorgonenschema anblicken. Da dies jedoch mit jenem nicht zu vereinigen
ist, mufs Phobos, wie auf dem Kypseloskasten, einen Löwenkopf, den man im Profil
darstellte, getragen haben. Die Erwähnung der weifsen Zahnreihe (146) deutet zu-
gleich den aufgesperrten Rachen der archaischen Löwen an, wie das Wort -/djio
auf die Gröfse des Gebifses anspielen dürfte. Nach dem gleichen Schema sind die
Schlangen V. 234 aufgefasst, wobei das Züngeln V. 233 ausdrücklich erwähnt ist; der
Wappenstil macht sich darin unverkennbar geltend, dafs jede Gorgone zwei Schlangen
mit (nach rückwärts und zwar nach verschiedenen Richtungen) gekrümmten Köpfen
am Gürtel trug, wozu eine Terrakotte von Melos ^ eine Illustration liefert. Wenn
jedoch Phobos seinen Kopf umdreht, so trägt das Rund des Mittelfeldes daran
die Schuld, gleich wie so viele altertümliche Münzen dieselbe Anpafsung an den
Raum fordern.
Jenen von einander abgewandten Paaren kommt im orientalischen Stil der
Typus «zwei wilde Tiere fallen über ein Opfer her» ^ an Alter — beide sind ja in
die Urzeit Babyloniens zurück verfolgbar — wie an Häuhgkeit gleich. Während
Homer ^ 579ff. lebensvoll einen Löwenkampf, wobei allerdings zwei Leuen einen
Stier fortschleppen, schildert^, finden wir bei Hesiod (V. 172ff.) als Mittelgruppe
1) Dafs der alte Text öz p.EGCtn §' d5d;j.Kvro$ erp
<Kßo$ lautete, zeigen die Scholien; weil aber
die Byzantiner die Personifikation verkannten,
vermutlieten sie Spdxovrot;, was mannigfachen
Anstofs bietet.
2) Als Schildzeichen auf einer kyrenäischen Vase
Arch. Ztg. 1881 T. !2, 2, vgl. ferner Anubisvase
AfzAz/z' 7.W7W772. zlwzf. XXII, Vase des Amasis
Arch. Ztg. 1884 T. ig, rote Reliefvasen (Löschcke,
Arch. Ztg. 1881 Sp. 42), Bronzerelief von Or-
vieto (Körte, Arch. Ztg. 1877 T. XI u. Sp.jii).
T. 2, 1).
3) Körte, Arch. Ztg. 1877 Sp. ng A. 22; daher
iD'

Denkm. S. 1290; ebenso z. B. unter dem Me-
dusenkopf, welcher einen Stirnziegel des alten
Parthenon bildet (Ross, archäol. Aufsätze I T. 8)
oder auf der ThMzzM
9 Vgl. E. Curtius, Wappengebrauch S. 107; Usener,
7^ tr<27V72z'73^ y22<7<f<3772 p. lg; Fui'twängler,
Arch. Ztg. 1883 S. 159 ff.
6) Ähnlich ist auf dem silbernen Krater von Präneste
(thhzz. 7. 7. X, 33) dem Löwen und Stier ein be-
rittener Bogenschütze beigefügt; auf einem der
Bronzereliefs von Perugia (Thg^z'zwzzz 7/W277772.
zV7*. III 24, 2 = 777;?/?' 777 C7277777. 777^7. t. 28, i)
 
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