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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Sittl, Karl: Der Hesiodische Schild des Herakles
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0196

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Sittl, Der Hesiodische Schild des Herakles.

zwischen zwei Reihen jenen trivialen Typus nicht belebt, sondern nur bereichert.
In der Mitte nämlich ist eine Löwe tot hingestreckt, zu seinen beiden Seiten hin-
gegen liegt je ein toter Eber unter einem Löwen.
Dieselbe Scene weist ein anderes Charakteristiken des gleichen Stils, die
friesartigen Reihen, auf; denn der Dichter braucht von jenen Ebern und Löwen aus-
drücklich das Wort »Reihen« (oKye; V. i/o) und da er ausdrücklich noch hervor-
hebt, sie hätten sich angeblickt (V. 169), scheinen ihn dabei die bunt durcheinander
gewürfelten Tierbilder des Webcstiles als Gegensatz vorzuschweben. In gleicher
Weise sind Lapithcn und Kentauren gedacht; ein selbständiger Dichter hätte hier
gewifs ein kleines Kampfgemälde gebracht und um die wirkliche Darstellbarkeit
desselben sich wenig bekümmert, Hesiod aber verrät durch das Wort s-Lanflsv V. 184,
dafs er unbeholfene Bildwerke (für uns durch rote Reliefvasen vertreten^) nachbildet,
welche, den Schwierigkeiten eines wirklichen bewegten Kampfes aus dem Wege
gehend, nur den Aufmarsch der feindlichen Heere kindlich vorführen. Indes stehen
die beiden Vordermänner nicht unvermittelt Brust an Brust; denn nachträglich
(V. 191 ff.) werden Ares und Athene als Teilnehmer des Kampfes genannt; der Leser
möchte zunächst daran denken, dafs nach der alten Typik der Zweikämpfe Ares und
Athene von einander getrennt im Rücken beider Heere schützend stehen. Allein
dies würde der sorgsame Beschreiber andeuten, da er doch zweimal sv 5e (191. 196)
anwendet und durch die Worte rtpukLost zaAsutov (V. 193), mag dies auf die Vor-
kämpfer oder Kämpfer überhaupt gehen, Ares zwischen die Gegner versetzt. Der
Gott trennt also die zwei Reihen und dies ausgiebig, weil er auf einem Streitwagen,
von Deimos und Phobos umgeben, steht. Wir können auch nicht zugeben, dafs
Athene den Griechen neben Ares als überflüssig erschienen wäre 9 läfst doch Homer
I 316 die eine Partei von beiden Göttern angeführt sein. Übrigens waren die Künstler,
auch wenn sie Perseus' Flucht darstellten, nicht selten so freigebig, dafs sie beide
Schutzgötter des Helden beifügten. Ich gebe zu, dafs weder Ares noch Athene
unentbehrlich sind''; doch bedurfte ein denkender Künstler einer symbolischen An-
deutung, warum jene steifen Figuren sich gegenüber ständen. So ersetzt auf dem
Kypseloskasten die zwischen Aias und Hektor stehende Eris gewissermafsen eine
erläuternde Inschrift.
Der Einförmigkeit jener Streifen suchte man auf verschiedenem Wege abzu-
helfcn; anfangs bot der Webestil Rosetten und ähnliche Ornamente, dann lösten
diese äufserlichen Füllstücke zweckdienliche Inschriften ab. Wenn nun die hervor-
ragendsten Lapithen und Kentauren genannt werden, liegt bei unserem Dichter die

Hauptgruppe einer Eberjagd.
9 Löschcke, Archäol. Ztg. 1881 Sp. 44.
9 Vergl. Löschcke, Archäol. Ztg. 1881 Sp. 45
A. 42.

rischen Zusatz. Man möge gegen ihn nicht
etwa das Argument anwenden, die goldenen
(z. B. Pindar Ol. 1, 41. 8, $1).
 
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