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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Robert, Pierre Charles: Beiträge zur Erklärung des Pergamenischen Telephos-Frieses, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0260

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Boden aufgestellt, sondern schwebend getragen wird) erkennen; das Gesicht zeigt
mächtige Erregung.
Die Grundzüge der befolgten Sagenversion sind durch diese vier Scenen
schon gegeben. Dafs Herakles selbst seinen mit der Auge erzeugten Sohn in den
Schluchten des Parthenion an den Brüsten eines im Gebirge hausenden Thieres —
nach der attischen Version einer Hindin, auf dem Fries einer Löwin — saugend
findet, hat von Wilamowitz LD<%/. ALw/vV. p. 188 als einen charakteristischen Zug
der Auge des Euripides erwiesen und zugleich mit Recht behauptet, dafs dieses
Motiv nicht zur ursprünglichen Volkssage gehöre, sondern freie Erfindung des tra-
gischen Dichters sei. Während aber das Drama mit der Rettung der zum Tod im
Meer verurthcilten Auge, der Aussöhnung zwischen Herakles und Aleos und der
Anerkennung des kleinen Findlings durch seinen Grofsvater schlofs, und höchstens
ein Götterwort, von der Maschine herab gesprochen, auf die dem Telephos später
beschicdcne Elerrschaft über Tcuthrania hinweisen konnte, liefs der Künstler die
Strafe an Auge, deren Vorbereitung wir auf B finden, im Einklang mit der gewöhn-
lichen Sagenversion auch wirklich vollziehen; denn der auf C dargestellte Vorgang
setzt voraus, dafs Auge wirklich dem Meere preisgegeben ward und zwar allein, ohne
ihren Knaben. In diesem letzten Zuge folgt der Künstler, wie es an solcher Stelle
auch nicht anders zu erwarten war, der in Pergamon offiziell recipirten Sagenform,
was zum Überhufs noch durch die Darstellung auf einer Bronzemünze von Elaia,
der Hafenstadt von Pergamon, bestätigt wird: aus der in einem Fischnetz auf-
gefangenen Larnax, die hier indessen nicht wie auf dem Fries die Gestalt eines
Kahns, sondern die gewöhnliche kastenartige Form zeigt, steigt Auge, wie zuerst
Fr. Marx (Mitth. des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen 188$ S. 21) die
früher als Danae gedeutete Figur richtig benannt hat, von vier erstaunten Schiffern
freundlich begreifst, und zwar Auge allein, ohne den Telephosknaben.
Den Mysern des Sophokles entnommen ist die Scene auf C. Mit Auge,
seiner leiblichen Mutter, die König Teuthras als Pflegetochter und Erbin angenom-
men hat, ist Telephos zum Lohn für seine im Kriege gegen die Feinde des Königs
vollbrachten Heldenthatcn vermählt worden. Aber Auge will nicht dulden, dafs nach
dem Zeus-Sohn Herakles ein Sterblicher sie umarme. Mit gezücktem Schwerte
stürzt sie im Brautgemach auf den ihr eben angetrauten Gatten los. Doch die Götter
wollen nicht den Tod des Sohnes von der Bland der eigenen Mutter. Eine gewal-
tige Schlange bäumt sich zwischen beiden empor und, als dann Auge das Schwert
fallen lassend ihr Vorhaben eingestellt und nun Telephos den Mordversuch rächen
will, erscheint Herakles und vermittelt die Erkennung zwischen Mutter und Kind.
So berichtet Hygin fab. C offenbar nach einer Tragödie, und dafs diese Tragödie,
wie Welcher Griech. Tragöd. I S.414 ausgeführt hat, die des Sophokles waren,
ist auch heute noch in hohem Grade wahrscheinlich. Ribbeck Römische Tragödie
S. ßii hat eingewandt, dafs sich ein stricter Beweis für diese Behauptung aus den
erhaltenen Fragmenten nicht führen lasse. Aber zweierlei beweisen doch selbst
diese dürftigen Fragmente, erstens dafs in dem Stück die Ankunft des Telephos in
 
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