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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Gercke, Alfred: Apollon der Galliersieger
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0275

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2ÖI

durch einigen Erfolg neuen Mut, als plötzlich die Priesterschaft erscheint, dabei
die Seherinnen selbst, mit wallenden Locken in vollem Ornate; sie stürzen sich
bleich (Z-VA^J nicht und in Ekstase in die vordersten Reihen der Vater-
landsverteidiger und verkünden, der Gott sei, während sie gebetet und geopfert
hätten, in seinen Tempel herniedergestiegen, in Gestalt eines Jünglings von über-
menschlicher Gröfse und aufserordentlicher Schönheit, und aus den benachbarten
Tempeln seien zwei göttliche Jungfrauen zu Hülfe geeilt u. s. w. Feierlich fordern
die Priester das Heer auf, dem Gotte in den Kampf zu folgen, und von fanatischer
Begeisterung ergriffen stürzen sich alle in das Schlachtgewühl; und bald kann das
gesamte Heer die Gegenwart der Ortsgottheiten bemerken, denn ein Bergrutsch
verschüttet die Feinde, ihre dichten Reihen lösen sich im Kampfe und sinken da-
hin, und dann kommt vom Flimmel ein Hagelwetter
welches vollends die Verwundeten aufreibt. Nun sah jeder das persönliche Ein-
greifen des Gottes, an weiches vorher nur die Priester oder nicht einmal diese ge-
glaubt hatten: ihre Aufgabe war es gewesen, um die Menge fortzureifsen, noch vor
dem Erfolge die Epiphanie der drei Gottheiten fafslich und so zu sagen fühlbar
zu machen, und darum fügten sie ihrer Schilderung hinzu, nicht nur mit eigenen
Augen gesehen hätten sie das Wunder, auch gehört hätten sie das Schwirren des
Bogens und das Klirren der Waffen k Des Bogens — »der Artemis« und der Waffen
— »der Athena« sagt Overbeck (Plastik II ^ 321), »während dem Apollon die Erregung
eines Gewitters beigemessen wurde.« Allein das Hagelwetter und der Nachtfrost
traten später ein, dadurch konnten die Priester nicht im Voraus die Anwesenheit
des Gottes erweisen, sie hörten eben Bogen, Schwert und Lanze, wie solche UsoT
-npop-ayoK geziemen: eine Aigis hat hier keine Stelle. Nicht mit grausenerregendem
Medusenhaupte hat der Gott Entsetzen eingehöfst allen, die ihn sahen, sondern in
leuchtender Schönheit haben die Priester die hehre Jünglingsgestalt gesehen, und
vertrauensvoll haben sie das ganze Heer unter die Führung des Fernhintreffers ge
stellt, dessen Pfeile sie schwirren hörten.
Den Bogen als Waffe des Gallierkämpfers nennt sodann mit klaren Worten
ein Zeugnifs der neuen Komödie, welches durch Plautus erhalten ist, ohne dafs der
griechische Autor bisher ermittelt wäre: in der Aulularia ruft der bestohlene Geiz-
hals den Apollon zu Hülfe gegen die Diebe, da er ja auch die Tempelräuber mit
seinen Pfeilen vertrieben habek So dachte man sich also den Gott vonDelphoi in
der auf die Gallierniederlage unmittelbar folgenden ZeiH, und nur so, mit Köcher
und Bogen, hat ihn die Kunst dargestellt.


7/22'
?) Vgl. Kiessling, Rhein. Mus. 2ß, 214. — Nicht
in Betracht kommen kann hier natürlich der ganz
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