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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0023
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BIEBER

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knieen. Am unteren Strahlenzug und auf dem Fuss der Monstranz erscheint je
ein Seraphimpaar inmitten reicher Ornamentation. — Von zwei Messkelchen ist
der eine aus gediegenem Silber und enthält, unter einem Wappenschild mit drei
auf gefugtem Mauerwerk ruhenden Würfeln, die Initialen C. G. V. Z. V. K. in
getriebenen Rankenverschlingungen, die im Styl auf den Beginn des vorigen Jahr-
hunderts deuten. Der andere Kelch zeigt in seinen Arabeskenzügen, aus denen
Engelköpfe hervortreten, den Charakter des Rococo in schrankenloser Phantastik.
— Ein Weihrauchfass von leichtem Autbau und zierlicher Ausstattung verräth die
Formen des Barocco. — Zwei alte Glocken wurden vor einigen Jahren umge-
gossen. Die grössere Glocke soll ihrer Inschrift zufolge ein Werk des 15. Jahr-
hunderts gewesen sein.

Ueberreste einer alten Unimauerung des Ortes sind an verschiedenen Stellen
sichtbar. Zu Anfang der fünfziger Jahre stand noch ein beträchtlicher Theil der
Beringung aufrecht. In der Nähe wurden zu wiederholten Malen römische Gegen-
stände, Schwerter und Urnen gefunden.

Südlich von Bieber, in der Richtung gen Heusenstamm, soll der im Weis-
thum der Bieberer Mark vom Jahre 1385 genannte Ort Rennygishusen oder
Rennigishmisen gelegen haben, der im Laufe der Zeit völlig ausgegangen ist.
Die Annahme einer Wüstung Bellingura oder Bellingen, nördlich von Bieber, er-
mangelt im Sinn eines ausgegangenen Ortes dieses Namens einer hinreichenden
Begründung. Dagegen ist die Bezeichnung Bellinger Mark urkundlich beglaubigt
und wahrscheinlich gleichbedeutend mit der Bieberer Mark.

Literatur. Steiner, J. W. Chr., Geschichte und Alterthümer des Rodgau's im Maingau,
Darmstadt 1833, S. 36, 112 und 227. — Wagner, G. W. J., Die Wüstungen im Grossherzogthum
Hessen, Provinz Starkenburg, Darmstadt 1862, S. 204, 206 und 214. — Grimm, Weisthümer I.,
506 und ff. — Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs Vergangenheit, Offenbach 1879,
S. 8. — Archiv für Hessische Geschichte und Alterthumskunde, B. I, S. 530. — Für Ortsnamen
im Kreis Offenbach: Die Abhandlung von L. Bossler, die Ortsnamen von Starkenburg und Rhein-
hessen, in der Germania, Vierteljahrsschrift für deutsche Alterthumskunde XXIX, 3, Wien 1884,
S. 307 und ff.
 
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