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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0186
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XXX. REMBRÜCKEN.

ILIALDORF im Rodgau, westlich von Seligenstadt, südöstlich von Offen-
bach gelegen; früher Rintbrucken (1268), Ryndbrücken (15. Jahrh.)
und Rijmprucken genannt.

Die katholische Filialkirclie, im Verband zur Pfarrei Weiskirchen Kapelle
stehend, ein kunstloser, kapellenartiger Bau mit dreiseitigem Chorschluss und
schlichtem Glockenthürmchen, sogen. Dachreiter, wurde im jähre 1756 aus dem
Material der alten Wallfahrtskapelle auf der Liebfrauenhaide bei Klein-Krotzenburg
erbaut und auf den Titel Maria Opferung (Praesentatio B. M. Virginis) geweiht.
Das kleine Gebäude wird an den Langmauern durch zwei Rundbogenfenster erhellt
und ist von einer Flachdecke überspannt, welche an den Umfassungswänden in eine
leichte Schwingung ausläuft und von einem einfach profilirten Simszug umrahmt ist.

Alles Interesse nimmt der Altar in Anspruch, dessen Aufsatz eine sehr Rena|ssanc

r Altar

beachtenswerthe Leistung der Steinplastik der Renaissance ist, aus dem Uebergang
vom 16. in's 17. Jahrhundert. In den Einzelformen wie im Aufbau bestehen
manche Analogieen mit dem Styl des Altarwerkes, welches 1604 in der Allerhei-
ligen-Kapelle des Domes zu Mainz dem Andenken des Fürstbischofs von Worms,
Philipp Cratz von Scharfenstein, errichtet wurde. Die ganze Beschaffenheit des
Altaraufsatzes und andere Umstände deuten daraufhin, dass das Werk ursprünglich
einen anderen, künstlerisch bedeutenderen Sakralbau schmückte, bevor es seine
jetzige Aufstellung erhielt. Zudem ist die Bekrönung des Aufsatzes unvollständig.
Dieselbe bricht am Scheitel der Chornische ohne Ausklang disharmonisch ab, ein
Zeichen, dass das die Höhenabmessung des Innenbaues überragende Denkmal ver-
stümmelt und in den Altarraum gewaltsam eingezwängt wurde. Ob der x\ufsatz
aus der Schlosskapelle zu Gross-Steinheim stammt, wie Manche vermuthen, ist eine
nicht unberechtigte aber immerhin offene Frage. Das architektonisch konstruirte
Werk steigt über dem kräftigen Rahmenprofil eines Untersatzes, sogen. Predella,
empor. An den Seiten stehen zwei mit Chiton und Peplos (Untergewand und
Obergewand) bekleidete Frauen Statuen. Sie stützen nach Art der Karyatiden den
 
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