Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0092
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7o

KREIS OFFENBACH

XIII. HAUSEN

ILIALDORF an der Rodau und im Rodgau, mit dem Beinamen hinter
der Sonne, südöstlich von Offenbach, früher Husin, Husen (1255,
1371, 1 j 25) genannt. Die Bezeichnung »hinter der Sonne« wird von
»Sundern« abgeleitet, in der Bedeutung eines abgesonderten Stück
Waldes, wonach der Ortsname im Sinn von Hausen hinter dem Wald zu er-
klären ist.

Die Kirche, der heiligen Jungfrau Maria und dem h. Joseph geweiht und
im Filialverband zur katholischen Pfarrei Lämmerspiel stehend, ist ein in beschei-
denen Abmessungen ausgeführter, kapellenartiger Bau, dessen Errichtung laut einer
in dem Kirchenbuch von 1758 enthaltenen Aufzeichnung in die Jahre 1727 bis
1730 fällt. Die feierliche Einweihung des urkundlich sacellum genannten kleinen
Gotteshauses erfolgte am 23. September 1756 durch den Mainzer Suffraganbischof
Christoph Nebel, Bischof von Kaparnaum in part. infidel. Weder der über dem
Westgiebel in zwei oktogonalen Absätzen aufsteigende Dachreiter noch der drei-
seitig konstruirte Altarraum ist im Stande für die im Ganzen absolute Kunstlosig-
keit des Aussenbaues Ersatz zu bieten. Dem Aeusseren entspricht das Innere,
welches jeglicher architektonischen Gliederung entbehrt und mit einer nach den
Seiten hin konkav geneigten Holzverschalung flach überspannt ist. - Der Altar
stand ursprünglich in der alten Kirche zu Heusenstamm und wurde bei deren Um-
bau von der Gräfin Maria Theresia von Schönborn geb. Gräfin von Montfort um
1740 nach Hausen gestiftet. Der Hintergrund des Tabernakels besteht, anstatt
eines architektonischen Aufsatzes, aus einem die volle Hochwand des Chorhauptes
einnehmenden kreisförmigen Wolkenzug, worin lautenspielende Cherubim und ver-
ehrende Seraphim ein Mittelfeld umschweben, das ursprünglich ohne Zweifel mit
einem glücklicheren Werk der Malerei geschmückt war, als dies leider jetzt der
Fall ist. Der holzgeschnitzte Engelzug auf Wolkenmassen ist freilich ebenfalls un-
endlich weit davon entfernt, ein Meisterwerk der Kunst zu sein, ganz abgesehen
von dem darin ausgesprochenen Preisgeben des plastischen Gesetzes und dem
 
Annotationen