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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0033
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V. DREIEICHENHAIN

TADT, nördlich von Darmstadt, südlich von Offenbäch, nordöstlich von
Langen; früher Hagone (1085), Hagin (1208), Hayn (123g), Hagen
(1256), Hayene (1276), Hain, im Hain, Hain in der Dreieich, latinisirt
Indago, seit einigen Jahrzehnten amtlich Dreieichenhain genannt.
Die Benennungen Dreieich, Hain zur Dreieich und im Hain, welche noch Allgemeines
jetzt im Volksmund fortleben, hatten in älteren Zeiten verschiedene Bedeutung.
Sie wurden gebraucht als Reichsforst und königlicher Wildbann, als Landschaft
und als Ort. Der schon in Urkunden des 10. Jahrhunderts erwähnte Reichsforst
und Wildbann Dreieich, den die jeweiligen Besitzer des Schlosses Hain bis auf
die Neuzeit von Kaiser und Reich zu Lehen trugen, erstreckte sich nach einem
Weisthum von 1338 über einen Theil des Odenwaldes und der Forehahi. Seine
Umgrenzung zog von der Mainmündung durch einen Theil des Main- und Nidda-
gaues bis Vilbel, von da wieder an den FIuss und aufwärts gen Aschaffenburg,
dann durch den Odenwald in der Richtung von Umstadt, Otzberg, Lichtenberg,
Pfungstadt an den Rhein bei Stockstadt und von hier dem Strom entlang bis
zum Ausgangspunkt an der Mainmündung. Die Orte Hechtsheim und Weisenau
auf dem linken Rheinufer bei Mainz wurden ebenfalls zur Dreieich gerechnet. Unter
dem Namen Maygeding fand alljährlich zu Langen (vergl. XXI. Langen) ein Wildbann-
gericht statt. Bei diesem Anlass wurden Wildbanngefälle erhoben, u. a. diejenigen,
die zur Erhaltung des Waidzeuges und der Jagdhunde dienten. Für letztere be-
stand in dem Orte Hain zur Dreieich ein Stall (Kennel), welcher den Namen
kaiserlicher Hundestall führte.

Die Gründung von Dreieichenhain reicht in das Dunkel der Geschichte zu-
rück. Der Grabstein des Quintius Liberalis (s. u. S. 23) und eine im Jahre 1860
zwischen trümmerhaftem Gemäuer beim Graben eines Fundamentes zu Tage ge-
kommenen Münze mit dem Bildniss des Kaisers Vespasian sind wohl geeignet, die
Wahrscheinlichkeit einer Römersiedelung zu unterstützen. Wer nach den Römern
zuerst hier festen Fuss gefasst, ist unerforscht und wird wohl für immer unerforscht
 
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