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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0136
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I IO

KREIS OFFENBACH

XX. LÄMMERSPIEL

FARRDORF, an der Rodau und im Rodgau gelegen, südöstlich von
Offenbach. Die Benennung wird aus der Zusammensetzung des Per-
sonennamens Liutmar, Lutmar, und des Grundwortes puhil, buhil, Bühl
(Mügel) erklärt. Der Name kommt in folgender Schreibung vor:
Limmersbugil (1339), Lvmmirsbohel (1371), Lvemersbuhel (1415), Lymmersboel,
Limmerspuel (1431), Lymmersbuhel, Lämmerspühl (16. Jahrh.), Lymmersbühel und
Lemmerspiel.

rche und alter ^n Stelle eines älteren, nach Formen wie Abmessungen bescheidenen Gottes-

Friedhof °

hauses, wurde die jetzige katholische Pfarrkirche in den vierziger Jahren erbaut
und am 26. September 1847 zu Ehren der h. Lucia, welcher Patronin schon die
niedergelegte Kirche gewidmet war, eingeweiht. Das neue Bauwerk steht inmitten
des eine sanfte Erhöhung bildenden FriedJiofes, dessen Ummauerung in die go-
thische Epoche fällt. Auf der Südseite ist der Mauerzug von einer halbzerstörten,
in den Formen derben spitzbogigen Pforte durchbrochen, die unmittelbar an das
Ufer des Rodaubaches führt. Der Sage nach soll während einer im nahen Oberts-
hausen herrschenden Pest den Bewohnern dieses Dorfes der Zugang zum Friedhof
und zur Kirche in Lämmerspiel nur durch diese Pforte gestattet gewesen sein.
Die Ueberlieferung des Volksmundes in allen Ehren, mag wohl der Hauptzweck
des Durchlasses in der erleichterten Wasserversorgung der Anwohner durch den
vorüberfhessenden Rodaubach bestanden haben. An einen befestigten Friedhof
zu denken, verwehrt die sonstige Beschaffenheit der Oertlichkeit.
Skulpturen Vom plastischen Schmuck der alten Kirche stammen zwei in den Neubau

übertragene Holzskulptnren. Beide sind Darstellungen des gekreuzigten Erlösers
mit Maria und Johannes an den Seiten. Die eine, in den Abmessungen
beträchtlichere, aus lebensgrossen Figuren bestehende Passionsgruppe schmückt den
Plochaltar und ist eine im Ganzen befriedigende Arbeit aus dem 17. Jahrhundert.
In der kleineren Kreuzigungsgruppe, welche den St. Lucien-Nebenaltar krönt, durch-
dringen sich ältere und neuere Stylmotive. Während die realistischen Züge in
 
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