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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0146
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I 20

KREIS OFFENBACH

XXIII. MÜHLHEIM

FARRDORF, an der Mündung der Rodau in den Main; nordöstlich
von Offenbach gelegen; früher Unter-Mülinheim, (Mulinheim inferior
zur Unterscheidung von Mulinheim superior, 815, d. i. Seligenstadt),
dann Mullenheim (1338), Mulnheim (1425) und Molnheim (15. Jahr-
hundert) genannt.

Kirche Die dem h. Evangelist Markus geweihte katholische Pfarrkirche hat im

Laufe der Jahrhunderte verschiedene bauliche Wandelungen erfahren, aller Wahr-
scheinlichkeit nach durch das Stift St. Peter in Mainz, zu welchem die Pfarrei im
Dependenz-Verhältniss stand. Das St. Peterstift hatte das Patronatrecht der Pfarrei
von seinem Propste, Friedrieh Graf von Eberstein, im Jahre 1234 erhalten, wozu
damals die Orte Dietesheim, Bieber, Bürgel, Meielsheim (s. u.) und Offenbach
gehörten. Die älteste Nachricht über die Gründung eines Kirchengebäudes geht
in das Jahr 1356 zurück, worauf von 1400 bis 1455 Erweiterungen der Ostparthie
und 1692 abermalige Veränderungen stattfanden. Ein vollständiger Neubau des
Langhauses mit Chor wurde in unseren Tagen und zwar von 1878 bis 187g
durch den Mainzer Architekten Lucas entworfen und ausgeführt. Von älteren

Thurm Bautheilen ist nur der Thurm erhalten, welcher seiner ganzen kraftvollen Be-
schaffenheit nach auf die romanische Epoche hindeutet, also dem verschwundenen
Langhausbau des Jahres 1356 um ein Bedeutendes vorhergeht. Für diese frühe
Zeitstellung spricht schon der durch kleine Mauerschlitze erhellte, in gewöhnlicher
Werktechnik errichtete Kernbau des Thurmes, welcher ohne Sockelvermittelung aus
dem Boden wächst, keinerlei Geschossabtheilung besitzt und nur durch die Basalt-
quadern an den Kanten seines im Grundriss quadratischen Aufbaues eine Spur
tektonischer Sorgfalt verräth. AVichtiger für die Beurtheilung ist eine, die nörd-
liche Sehallöffnung theilende, formenschöne Säule, deren Kapitälwangen stylreine
Linearzüge schmücken, während der Säulenschaft auf einem Basament ruht, das
einem umgestürzten Blätterkapitäl gleicht, alles Anzeigen, dass wir es mit einem
Bauwerk aus dem Schluss des romanischen Stylstadiums und spätestens aus der
 
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