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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0030
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KREIS OFFENBACH

IV. DIETZENBACH

^IMcJlÄ^wA FARRDORF, südlich von Offenbach, östlich von Langen; in Urkunden
' c'es 1 3- Jahrhunderts Dycenbach, Dicenbach und Diezenbach

Allgemeines i*^>off^LLH Der Dichter Erasmus Alberus, im 16. Jahrhundert Pfarrer zu

Sprendlingen und Götzenhain, sagt über Dietzenbach, indem er von dem »Ländlein
Drei-Eich« erzählt, Folgendes: »Ein fein Dorf liegt drinnen, mit Namen Dietzen-
bach, das ist allein Hanauisch, da wechst viel Weins. Die anderen Dörffer sind
alle Eisenbergisch (Isenburgisch).« Nach dem Ableben des letzten Grafen von
Hanau, Johann Reinhard, im Jahre 1736, kam Dietzenbach mit der Grafschaft
Hanau-Lichtenberg an den Schwiegersohn des Verstorbenen, den Erbprinzen und
nachmaligen Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt.
Kirche Die evangelische Pfarrkirche setzt sich aus zwei, der Zeit und dem Style

nach verschiedenen Bautheilen zusammen. Das Langhaus wurde um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts an Stelle eines dem h. Martinus geweihten gothischen
Gotteshauses errichtet, dessen Thurm beim Umbau erhalten blieb. Der Haupttheil
des quadratisch angelegten Thurmes gewährt nur geringe Anhaltspunkte für eine
genaue Zeitbestimmung. Sein schlichter, im Rundbogen schliessender, unprofilirter
Eingang, dazu der Umstand, dass das Mauerwerk in der Höhe der Giebelansätze
aufgesattelt ist und erst an dieser Stelle ausgesprochene gothische Stylformen auf-
weist, wehren die Möglichkeit der Errichtung der unteren Geschosse schon in der
romanischen Kunstepoche nicht ab. Die Formen der Gothik treten an den beiden
Schallöffnungen der Giebelseiten zu Tage. Die nördliche Schallöffnung hat sich
unversehrt erhalten. Die vorherrschende tiefe Hohlkehlen-Profilirung des die Oeff-
nung theilenden Pfostens und der Dreipassformen im Masswerk des Bogenschlusses
deutet auf die Entstehung um die Mitte des 15. Jahrhunderts, womit die Jahres-
zahl 1462 auf einem Werkstück an der Innenseite der alten Kirchhofmauer über-
einstimmt. Die Thurmgiebelung schliesst in der hier zu Lande seltneren Form
eines Satteldaches. Gelegentlich des Neubaues des Langhauses wurde auf der
First ein kleinerer Thurm, sogenannter Dachreiter errichtet, welcher in zwei sich
verjüngenden, sechseckigen und birnförmig zulaufenden Absätzen emporsteigt. —
 
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