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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0264
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XXXIV. STEINBACH

FARRDORF in der Enklave gleichen Namens, nordwestlich von Orlenbach
gelegen, unweit der von Frankfurt a. M. nach 'Homburg v. d. Höhe
ziehenden Eisenbahn. In Schenkungsurkunden der Abteien Fulda und
Lorsch wird der Ort schon zur Zeit Karl's des Grossen erwähnt.
Die evangelische Pfarrkirche, möglicher Weise eine Gründung der Dynasten Kirche

° J ° o j Aeusseres

von Eppenstein, denen Steinbach früher gehörte, ist ein schlichtes, einschiffiges
kapellenartiges Bauwerk mit Flachdecke. Das Chorhaupt ist dreiseitig konstruirt
und durch Spitzbogenfenster erhellt, welche an den Aussenseiten jeder Profilirung
entbehren, im Inneren dagegen mit aufsteigenden Hohlkehlen versehen sind. Dieser Bau-
theil mag im Stadium der Spätgothik entstanden sein. An den drei rundbogigen Licht-
öffnungen des Langhauses tritt eine leichte Profilirung an den inneren und äusseren
Wandungen auf und zwar in der anspruchslosen Weise, die in den Bauformen der
frühen Renaissance häufig als ein Nachklang der im Ganzen längst überwundenen
Gothik sich bemerkbar macht. Diese Bildungen deuten mit Wahrscheinlichkeit auf
eine Erneuerung des Lichtgadens im 16. Jahrhundert. Die Kirche hat zwei neuere
rundbogige Eingänge; der südliche trägt die Jahreszahl i 7 1 2. Der westliche Haupt-
eingang zeigt an den Thürpfosten Rundstabprofilirungen mit kleinen spiralförmigen
Basamenten. In der nördlichen Umfassungsmauer, welche von erheblicher Stärke
ist, befindet sich eine kleine Lichtöffnung, deren Grundgestalt, mit Rundbogenschluss
und gen aussen sich erweiternder wuchtiger Laibung, an frühromanische Fenster-
bildung gemahnt. Ob diese Fensterform an dem im Ganzen viel jüngeren Bauwerk
eine zufällige Erscheinung, ob sie sammt der Nordwand als Ueberrest eines früheren
romanischen Gotteshauses anzusehen ist, muss dahingestellt bleiben, insolange der
moderne Mauerbewurf eine gründliche Untersuchung der Werktechnik verwehrt. Die
Bekrönung des Aussenbaues besteht aus einem auf dem Westgiebel befindlichen
kleinen Thurm, sogen. Dachreiter, welcher quadratisch anhebt und im zweiten
Geschoss in's Achteck umsetzt.
 
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