Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0263
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
232

KREIS OFFENBACH

Umrahmung stehende Inschrift beachtenswert : I.C.W. MACHENHAUER ZU DER
ZEIT OBERPFARRER. I OH ANN DANIEL SCHEIKT SCHULTHEISZ. An der
Haubenwölbung liest man in einem doppelten Arabeskenzug die Randschrift:
GOSSE MICH IOHANN GEORG UND 10HANNES SCHNEIDEWIND IN FRANK-
FURT VOR DIE GEMEINDE SPRENDLINGEN ANNO 1776. — Das orna-
mentirte Schriftband der zweiten Glocke enthält folgende Giessernachricht: IOHANN
GEORG BACH IN WINDECKEN GOSS MICH 1790. - Die dritte und kleinste
Glocke ist ohne Inschrift und Verzierung, scheint aber vor den beiden grösseren
Glocken das höhere Alter voraus zu haben.
Ortsbefestigun- Der Eindruck des Wehrhaften, den der Friedhof auf den Beschauer äussert,

dehnt sich auch auf die unmittelbare Umgebung: der Bodenerhöhunsr aus, welche
den Namen »alter Tempel«- trägt und im Norden von dem Zuge der sogenannten
Hohl, im Süden von dem Wasserlaufe des Hengsbaches begrenzt ist. Spuren von
Wall und Graben treten an verschiedenen Stellen, besonders an der Hohl, deut-
lich zu Tage und ihr kennbarer Zusammenhang mit dem hochgelegenen Kirchhof
ist wohl geeignet, die Vermuthung einer Ortsbefestigung von primitiver Beschaffen-
heit zu unterstützen. Noch am Ende des 16. Jahrhunderts spielte der »alte
Tempel« eine wehrhafte Rolle. In dem damaligen Pfarrstreit hielt der Isen-
burgische Amtmann Johann Wilhelm Lautter aus dem Hain (Dreieichenhain) den
Kirchhof besetzt und nahm die zur Wahrung der Hessischen Rechte anwesenden
Beamten gefangen, eine Gewaltthat, die übrigens bald durch einen Ueberfall im
Hain und Gefangennehmung des Amtmannes Lautter vergolten wurde. (S. Archiv
für Hessische Geschichte und Alterthumskunde B. IX, S. 553.)

A^on der auf der Niederwiese in der Flur Billing gestandenen Kapelle ist
kein Stein mehr auf dem anderen und jede Spur weggetilgt. — Ein altes, vor
einigen Jahren in Verlust gerathenes Gemeindesiegel trug das Bild eines springenden
Hirsches. Die Darstellung wird im Volksmund in Zusammenhang gebracht mit
einer Sage, wonach ein Hirsch in der Angst vor seinen Verfolgern über einen
Heuwagen hinwegsetzte. Der Dichter Erasmus Alberus, von 1527 bis 1538 Pfarrer
in Sprendlingen, hat den sagenhaften »Hirschsprung« besungen, welcher Name
auch auf einen in der Gemarkung liegenden Felsblock übergegangen ist.
 
Annotationen