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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0088
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66

KREIS OFFENBACH

XL HAINHAUSEN

ILIALDORF, westlich von Seligenstadt im Rodgau und an der Rodau
gelegen, hiess in älteren Zeiten Haginhusen (i 108), Hagenhuse (1131),
Hagnhusen (1166), Hanhusen (1279), Henhusin (1 37 1) und Heynhusen

(I425)-

Kapelle Die dem h. Rochus geweihte Kapelle, eine Filiale der katholischen Pfarrei

Weiskirchen, ist ein beliebter Wallfahrtsort der Bewohner des Rodgaues, Bachgaues
und der unteren Maingegend, besonders am 16. August, dem Festtag des Schutz-
heiligen. Früher wurde in dem Pilgerzug eine schwarze Fahne getragen, welche
die Theilnehmer daran erinnern sollte, dass die Wallfahrt die Bedeutung eines
Bussganges habe, verbunden mit der Verehrung des Pestpatrons. Die Kapelle ist
ein kleiner, architekturloser, einschiffiger, mit Dachreiter versehener Bau, wahrschein-
lich gleichaltrig mit dem Altar, welcher die Jahreszahl 1687 trägt. An diesem Al-
tar sind die Aussenseiten des Tabernakels mit einem Ornament geschmückt, das
in trefflichen Ranken verschlingungen von Aehren und Reben die Bedeutung des

itarbiider Heiligthums glücklich symbolisirt. Das in der Mitte des Altars befindliche Gemälde,
den h. Rochus darstellend, wie er in einem Hospital die Kranken heilt, ist in der
Perspective des Architektonischen von guter Zeichnung, im Figürlichen jedoch ohne
besonderen Kunstwerth. Letzteres gilt auch von dem darüber befindlichen Madonnen-
bildc, eine der vielverbreiteten Kopieen nach Lukas Kranach des Aelteren bekann-
tem Mariahilf-Gemälde in der Pfarrkirche St. Jakob zu Innsbruck.

Pietas An der Südwand eine Skulptur, sogenanntes Vesperbild oder Pietas, Maria

mit dem Leichnam des Heilandes im Schooss. Auf dem Postament steht die In-
schrift: HANS PETER WINTER 1505. Gesichtsausdruck und Faltenwurf der
Madonnenstatue stimmen mit dem plastischen Styl der Zeit, auf welche jene Jahres-
zahl hindeutet, nicht überein und lassen eher auf die Entstehung des Bildwerkes
vor dem Stadium der streng realistischen Richtung der mittelaltrigen Plastik, also
vor der Mitte des 15. Jahrhunderts schliessen. An dem Leichnam Christi ist der
realistische Zug schon mehr betont. Wohl ist das Werk nicht aus Meisterhänden
 
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