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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0024
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KREIS OFFENBACH

II. BÜRGEL

FARRDORF am Main, nordöstlich von Offenbach. Der Ort bestand
schon zur Karolingerzeit und wird im Jahre 703 unter dem Namen
Bergilla (Diminutiv von Berg) im Lorscher Kodex erwähnt. Andere
ältere Benennungen sind: Pergilla (882 und 977 in Urkunden Karl
des Dicken und Otto II.); Bergele (1270), Birgein (1275), auch Birgilun; noch
später Birgele und Birgel (14. Jahrhundert). Die Bezeichnung Burgell erscheint im
16. Jahrhundert auf einem im Gemeindebesitz befindlichen Siegelstempel des
Mainzer St. Peterstiftes, mit der Figur des Apostels Petrus, welche das Fvangeliar
und Schlüsselattribut in den Händen trägt.
Allgemeines König Ludwig der Deutsche schenkte Bürgel sammt Kirche und Zehnten

an die Salvatorkirche, jetzige Domkirche zu Frankfurt a. M., welche Schenkung
sein Sohn, König Karl der Dicke, bestätigte. Auf diese Bestätigung bezieht sich
die oben erwähnte Urkunde von 882. In der Folge kam Bürgel mit seiner Pfarrei
an das St. Peterstift zu Mainz, welches die Vogteirechte den Herren von Fppenstein
übertrug. Nach dem Aussterben dieser Dynasten fiel die Vogteischaft an das
St. Peterstift zurück. Die Oberhoheit gelangte an Kurmainz und wurde durch das
Oberamt Steinheim ausgeübt. Bürgel gehörte längere Zeit zur Pfarrei Mühlheim,
kam dann als Filiale zur Pfarrei Bieber und wurde erst im Jahre 1713 wieder
eine eigene Pfarrei. Mit der parochialen Selbstständigkeit steht die Errichtung
des gegenwärtigen Kirchengebäudes in unmittelbarem Zusammenhang.
Kirche Die katholische Pfarrkirche, dem h. Pankratius geweiht, ist in ihrem Lang-

hause und Chor ein Umbau aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts. Von dem
älteren Gotteshause steht nur noch der Thurm aufrecht, ein Bruchsteinbau mit
Quaderverkleidung in Sandstein an den Ecken. Das Werk strebt viergeschossig
empor. Seine Einzelformen sind spätgothisch und deuten auf die Mitte des 15. Jahr-
hunderts. Die beiden mittleren Geschosse sind von schlichten Mauerschlitzen,
das folgende Geschoss von spitzbogigen Schallöffnungen durchbrochen. Aus den
die vier Seiten abschliessenden Giebeln wächst ein schlanker Schieferhelm mit dem
Thurmkreuz hervor. An die Westseite des Untergeschosses lehnt sich ein spitz-
 
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