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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0025
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BÜRGEL

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bogiges Portal mit einfacher Hohlkehlenprofilirung, deren Plattstäbe im Scheitel
des Bogens sich durchkreuzen. Das Untergeschoss bildet die Vorhalle der früheren
Kirche. Der quadratische Raum ist von einem Kreuzgewölbe überspannt, dessen
leicht gekehltes Rippenwerk ohne Konsolenvermittelung den Mauerwinkeln ent-
steigt und in einem Schlussstein mit skulptirten Sternen sich einigt. Dem Portal
gegenüber ist im Inneren der Vorhalle der vermauerte Eingang zum ehemaligen
Langhause kennbar, ebenso im Inneren des Neubaues die Spitzbogenthüre, welche,
wie ehedem so noch heute, von der Orgelempore zu den oberen Thurmgeschossen
führt. — Das gegenwärtige Langhaus, mit der Jahreszahl 1712 an dem mit selt-
sam romanisirencler Stabumkränzung versehenen Rundbogenportal, ist von recht-
eckigem Grundriss und schliesst mit dreiseitigem Chorhanpt. Das Gebäude macht
durch seinen einfachen Aufbau mit flacher Decke und ungegliederten, im Halb-
kreis abschliessenden Lichtöflhungen den Eindruck, als sei man bei seiner Er-
richtung lediglich von dem Gesichtspunkt ausgegangen, an Stelle des alten kleinen
Werkes einen grossräumigeren, architekturlosen Bau herzustellen. Um so überraschen-
der wirkt das Innere durch eine verhältnissmässig reiche Ausstattung mit Altären,
Kanzel, Beicht- und Betstühlen, was Alles mit einem gewissen Aufwand von
Ornamentation in Holz geschnitzt ist. Die stilistische Bedeutung dieser Barock-
zier ist freilich nicht besonders hoch anzuschlagen. Einzelne Ornamente, wie z. B.
die Bekrönungen der Beichtstühle, zeigen indess eine sehr achtbare Meisselfertigkeit
in der Ausführung des lebendig komponirten Arabeskenwerkes. Die Altarbilder
rühren nicht von Meisterhänden der edlen Malkunst her und fallen tief unter die
Linie des Mittelgutes. Besser in künstlerischem Betracht ist die lebensgrosse
Holzstatue des h. Johannes von Nepomuk, mag sie immerhin durch affektvolle
Bewegung und Faltenhäufung von den Mängeln der Plastik des vorigen Jahrhun-
derts nicht frei sein. Die Gesammtausstattung ist wohl dem St. Peterstift zu ver-
danken. Eine an der Kanzel angebrachte Gedenktafel von 1714, mit Namen und
Wappen des Mainzer Suffraganbischofes und Scholastikus von St. Peter, Edmund
von Jungenfeit, scheint auf diesen Zusammenhang hinzudeuten.

Unter den liturgischen Gefässen verdient ein silbervergoldeter Messkelch A,tareefass
Erwähnung, eine geschmackvolle Arbeit in massvollen Formen des edleren Barock-
styles. Den runden Fuss umgeben Medaillons mit Engeln, welche die Leidens-
werkzeuge tragen. Der Nodus besteht aus zierlichen Früchtegruppen. In dem
reichen Arabeskenkranz der Kuppa erscheint das Haupt des Erlösers in der Auf-
fassung des Veronikabildes mit Seraphim an den Seiten. Sämmtliche Ornamente sind
silbern und heben sich vom goldenen Grunde wirksam ab. — Eine kleine gothische
Monstranz aus Messing, mit Fialen und Helmbekrönung, ist eine handwerksmässige
Leistung des 15. Jahrhunderts von mehr archäologischer als künstlerischer Bedeu-
tung. — Ein holzgeschnitzter Krucifixus in der Sakristei gehört dem vorigen
Jahrhundert an.

An die südliche Aussenwand der Kirche lehnt sich eine Pyramide mit einer Grabmai
Aschenurne auf dem Postamente und Aehrengewinden, Lorbeerkränzen und Palm-
zweigen an den Seiten. Pyramide wie Ornamente sind nicht ungeschickt aus
buntem Sandstein gehauen. Es ist das Grabmal des am 21. November 1788
 
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