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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0145
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MAINFLINGEN

II9

von der älteren Kunst zur Renaissance des beginnenden 16. Jahrhunderts be-
achtenswerth, worauf die gothisirende Behandlung der Haarflechten und die brüchigen
Gewandfalten der Madonna hindeuten, während die Gesammtauffassung den neuen
Styl ankündigt. Eine Beurtheilung der Meisselführung des Bildschnitzers wird ver-
wehrt durch den Oelfarbanstrich, welcher 'in mehreren Schichten die Figur bedeckt.

Im Mainflintrer Gemeindewald lieort eine Wüstuno-, bestehend in einein allem Wüstune Hauser

0 ö 0 Schloss

Anschein nach künstlich aufgeworfenen Erdhügel, welcher rings von Moorgrund
umgeben ist. Die Oertlichkeit heisst im Volksmund ,,am Häuser Schloss1". Das
unter diesem Namen ehemals vorhandene, auf dem Gipfel der Bodenerhöhung
errichtete Gebäude soll der Geburtsort des Minnesängers Hans von Hausen ge-
wesen sein. Auch wird an dieser Stelle der ausgegangene, in Urkunden des 15.,
16. und 17. Jahrhunderts genannte Ort Hausen angenommen. Andere wollen in
dem Erdaufwurf einen römischen Wachthügel erkennen. Wieder Andere bezeichnen
die Wüstung als die Stelle eines von den Herren von Dorfeiden erbauten, im
dreissigjährigen Krieg wieder verschwundenen Jagdhauses. Das ehemalige Vor-
handensein von Gebäulichkeiten wird bezeugt durch die im Jahre 1829 ausge-
grabenen Ueberreste von Strassenpliaster und Untermauerungen, sowie durch noch
gegenwärtig zu Tage tretende Bruchstücke von Werksteinen und Dachziegeln.

Ein Feldweg führt den Namen G'ötzeniveg und eine gen Nordwest hin-
ziehende Strasse heisst die alte Strasse; letztere wird als Verzweigung der von
Miltenberg nach Klein-Krotzenburg ziehenden Militairgrenze auf römischen Ursprung
zurückgeführt. — Oberhalb Mainflingen, unweit des Flusses, finden sich Spuren
von Erdwällen, hinter denen die Franzosen in der Schlacht bei Dettingen am
27. Juni 1743 ihre Geschütze postirt hatten.

Literatur. Ueber die Wüstung am Häuser Schloss und den ausgegangenen Ort Hausen
s. Steiner, J. W. C, Geschichte und Beschreibung der Stadt und ehemaligen Abtei Seligenstadt.
Aschaffenburg 1820, S. 17. — Wagner, G. W. J., Die Wüstungen im Grossherzogthum Hessen.
Provinz Starkenburg. Darmstadt, 1862, S. 209.

Strassen und
Erdwälle
 
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