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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0048
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KREIS OFFEN BACH

lirter Simszug das von Löwen flankirte und von Rococo-Verzierungen umrahmte
Wappen des ehemaligen Landgrafenthums Hessen-Cassel, ein Werk des Bildhauers
Kister zu Hanau, mit der chronographisch abgefassten Reiminschrift:

Was Vnter Hessens LVst erb-prInz WILheLM gebaVt,

sei DIr o Wahrer gott zVr pfLege nVn anVertraVt.

1769.

Rundbogige Lichtöffnungen in den Hochwänden des rechteckigen Aufbaues
und Ovalfenster in den abgekanteten Schmalwänden lassen eine Fülle von Licht
in den einschiffigen Innenraum strömen, welcher von einer flachen, nach dem
Auflager hin konkav verlaufenden Decke überspannt ist. Ringsum sind Emporen
angeordnet, die, nach den richtig konstruirten dorischen Holzsäulen neben der
Kanzel zu schliessen, bei der Erneuerung des Bauwerkes im Jahre 1810 entstanden
sein mögen. Ein Kruzifixus gegenüber der Kanzel an der nördlichen Emporbühne
ist holzplastisches Mittelgut aus dem vorigen Jahrhundert. Sonst ist das Innere
kunstlos und kunstleer, und erinnert in seiner ganzen Erscheinung mehr an einen
homiletischen Sprechsaal, als an einen eigentlichen Kirchenbau. — An der west-
lichen Aussenseite liegt ein monolither Fenstersturz, dessen Bögen romanische Form-
gebung (?) verrathen sollen. — Eine der im Jahre 1873 umgegossenen Glocken
trug folgende Inschrift:

Ich will holten, Gott wird mich lassen hören
zu Dudenhofen zu Seinen grossen Ehren,
mit dem Zusatz: Johann Wagner zu Frankfurt goss mich 1662. Johann Flasche
Pfarrherr. Sebastian Kriegk Schultheis. Hans Kratz u. Hans Walter Kirchbaumeister.
Wohnhäuser u. Einzelne Wohnhäuser, zumeist Fachwerkbauten, tragen die Jahreszahlen: 1615,

AVegkreuze

1620, 162g, 1686 und 1691. Von der im Kirchenbuche von 1556—1634 er-
wähnten Ober- und Unterpforte des Ortes, ebenso von dem Rathhause und dem
»Schöffenstuhl unter den Linden« ist jede Spur verschwunden. — Am Nordende
des Dorfes bemerkt man an der Landstrasse drei tiefeingesunkene kleinere Weg-
kreuze. Ein grösseres Denkmal, das sogen. Schulzenkreuz mit den Majuskeln
I. H. H., steht im Gemeindewald, Distrikt Buchenloch. — Dudenhofen ist südlich
und östlich vom Rodaubach umflossen und war früher von einem dichten Zaun
umgeben, von den Eingeborenen »Dorffriere« genannt.

Literahir. Steiner, J. W. Chr., Geschichte und Alterthümer des Rodgau's im alten Maingau.
Darmstadt 1833, S. 18, 117—119.
 
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