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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0104
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KREIS OFFENBACH

und Fuss sind die Leidenswerkzeuge zur Darstellung gebracht; dazwischen treten
beschwingte Engelköpfe in starkem Hochrelief hervor und auch der Knauf ist mit
solchen lieblichen Himmelsboten ornamentirt. (Vergl. Abb. Nr. 23.) — Ein gotlnscher
silbervergoldeter Messkelch aus dem 15. Jahrhundert zeigt die zu jener Zeit übliche
kegelförmige Kuppa. Die sechs rautenartigen, emaillirten Vorsprünge (rotuli) des
Knaufes sind mit dem Namen Jesus (jtjcsus) geziert. Der Kelchfuss ist, der
Bildung des Nodus entsprechend, im Sechseck gestaltet. — Von zwei Mcsskelchen
im Rococostyl zeigt der grössere sprudelnde Rocaille-Formen vom Schluss des
18. Jahrhunderts. — Ein MesskänncJicnpaar mit Untersatzbecken aus vergoldetem
Silber getrieben, kann als eine vorzügliche Leistung der Edelmetailkunst aus dem
Beginn des vorigen Jahrhunderts bezeichnet werden. Die Ornamentik ergeht sich
in lebhaften Rococoformen, worin auf vier, von syrischen Granaten eingefassten
Emailfeldern die Evangelisten in rother Farbe auf weissem Grunde gemalt sind. —
Beachtenswerthe liturgische Paramente sind : ein Pluviale mit reicher Blumenorna-
mentation auf Silberbrokat; ein Ornat (capella completa) aus schwerem gemustertem
lyoner Seidenstoff des 18. Jahrhunderts; eine Kasula mit gedrängter Blumenzier
auf blauem Seidengrund; eine KctSitla aus Goldbrokat mit reicher Blüthenorna-
mentation.

Die drei Glocken tragen in den Mittelfeldern das Wappen der Grafenge-
schlechtcr Schönborn und Montfort. An der Haube und am Schlagring sind sie
im Styl der Zeit ornamentirt. Lateinische Inschriften ziehen rings um den Glocken-
hals. Deutsche Umschriften sind an der Schweifung angebracht. Sie lauten nach
verlässitrer IMittheiluna; auf der orossen Glocke :

IN HONOREM S. TRINIT. FUSA SUB NOE. ANS. FRANC. COM. DE SCHOEN-
BORX, P. W. OLIM DOxVI. IX HEUSEXSTAM, SAC. C. M.TIS LEG. EQUESTR. GENL.
COXS. BELL. ET CAMER. AO. INCAKN. DOM. 1735.

O MILDREICHSTER GNADEN GOTT,
WANN ICH RUFE DURCH MEINEN KLANG
ZU DEINEM LOBE UND GEBOTT
DEIN TREUES VOLK ZUSAMEN,
GIß,- DASS ES MIT DANK UND LOBGESANG
* DICH LOB' UND PREISE. AMEN.

Auf der mittleren Glocke: IN SOLATIUM ANIMARUM DE F. MARITI AC
PROLIUM ME FUNDI CURAVIT MAR. THER. COM. DE SCHOENBORN. P. W. NATA
DE MONTFORT, DMA IN HEUSENSTAM. AO. XTI. 1735.

WANN AUS DER HÖHE EUCH RUFE ZU,
IHR VON GOTT VERTIEFTE SEELEN,
SO GIB ER EUCH DEN TROST UND RUH,
DIE SEIN VERDIENSTE ZÄHLEN.

Unterhalb der deutschen Inschrift zeitjt die Glockenwanduno- eine Relief-
darstellung- der Kreuzimmc: Christi.

Auf der kleinen Glocke: CONTRA TEMPEST. FULG. ET TONIT. FUNDI ME
CURAVIT EUG. ERW. COM. DE SCHOENBORN, P. W. DOM. IX HEUSEXSTAM.
AO. REDEMPT. XTIAXAE 1744.
 
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