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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0184
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XXIX. PHILIPPSEICH

FARRDORF und Gräflich Isenburgisches Schloss, östlich von Langen,
südlich von Offenbach.

Nach dem im Jahre 1685 erfolgten Ableben des Grafen Johann Allgemeines
Ludwig von Isenburg-Offenbach-Birstein führten seine beiden Söhne,
Johann Philipp und Wilhelm Moriz, die Herrschaft gemeinsam bis zu der zwei
Jahre später stattgefundenen Gebietstheilung, durch welche dem Grafen Johann
Philipp der »Thiergarten« unweit Dreieichenhain zufiel. Der Graf erbaute im Thier-
garten ein Lusthaus mit Orangerie und Ziergärten, und nannte die Besitzung nach
seinem Namen Philippseich. In der Folge ging diese Bezeichnung auf die von
dem Grafen Wilhelm Moriz von Isenburg-Birstein gegründete Nebenlinie Isenburg-
Philippseich über, deren Gebiet als Paragium unter dem Namen Amt Philippseich
zu einer Standesherrschaft im Grossherzogthum Hessen vereinigt ist. Gleichzeitig
mit der Erbauung des Herrschaftshauses, in dessen unmittelbarer Nähe gegen Ende
des 18. Jahrhunderts ein zweiter, grösserer ländlicher Schlossbau entstand, hatte
Graf Johann Philipp für sein Haus und für die Ansiedler reformirten Bekenntnisses,
welche sich zu Philippseich niederliessen, eine Kirche erbaut.

Dieses Gotteshaus ist die jetzige evangelische Pfarrkirche. Das Gebäude Kirche
bietet in baukünstlerischem Betracht wenig Bemerkenswerthes. Vor einem unge-
gliederten, rechteckigen Langbau erhebt sich ein schlichter schieferverkleideter Thurm,
dessen Untergeschoss als Vorhalle dient. Im Portalsturz erscheint zwischen den
gebrochenen, in geschwungener Linie aufsteigenden Giebelansätzen das Isenburgische
Wappen. Das von profillosen, rechteckigen Fenstern erhellte Innere ist von einer
Flachdecke mit seitlichen konkaven Neigungen überspannt, die an das System eines
Spiegelgewölbes erinnern. Der Chorraum dient als Gräfliches Erbbegräbniss und
zeigt im Bodenbelag drei mit Ornamenten umränderte Grabplatten aus den Jahren
1730, 1738 und 1754. Ungleich bedeutender als diese bescheidenen Sepulkralsteine
ist das in die Chorwand eingelassene Grab-Monument des im Jahre 1744 ver-
storbenen Grafen Wilhelm Moriz von Isenburg-Büdingen und seiner im Tode ihm
 
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