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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0210
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SELIGENSTADT

I83

Wenden wir uns zur Ostparthie

Inneres. Vierung

Innenarchitektur der öst-
lichen Baugruppe. Ein Auf-
gang von wenigen Stufen
führt aus dem Mittelschiff
durch den Triumphbogen in

den Vierungsraum (s. oben
3

Fig. ^f, Längenschnitt.)
Kräftige Bündelpfeiler, deren
Kern durch einen Wechsel
von rechtwinkligen Gliede-
rungen mit stärkeren und
schwächeren schlanken Säu-
len belebt ist, streben an den
Ecken der Vierung empor.
Die Basamente der Pfeiler
sind von attischer Bildung
und mit dem spätromani-
schen Wahrzeichen der Eck-
Fig. 50. Seligenstadt. Abteikirche: Blendarkadensystem im Vorchor, nagge versehen. Ihre Glieder

sind nicht hoch und straff,

wie im streng romanischen Styl, sondern flacher, weicher, tiefer ausgekehlt, so dass
die Pfühle zusammengedrückt erscheinen. Die Hohlkehlen stellen vertiefte Rinnen
dar und die unteren Pfühle legen sich über die Plinthen vor. Die Säulenstämme
sind auf halber Höhe von einem dekorativen Ring umschlossen. An den Kapitälen
ist die Würfelgestalt verlassen und an ihre Stelle die Kelchform getreten mit zwei
übereinander gereihten Blätterkränzen und Knospen in starkem Relief, so dass die
plastischen Bildungen tiefe Schatten werfen. An den Kapitäl-Deckplatten ist die
einfache Abakusform zu polygoner Gliederung gesteigert.

Die von den vier Bündelpfeilern aufsteigenden, in der Formgebung den Vierungskuppel
Profilirungen der Pfeiler folgenden Gurtbögen tragen die Mauern des Kuppel-
thurmes, dessen erstes Geschoss in Uebereinstimmung mit der Hauptanlage
quadratisch anhebt und dann durch Pendentifvermittelung Oktogonalgestalt annimmt.
Aus den Ecken des von Rundbogenfenstern erhellten Oktofirons erheben sich über
einem Simszug kleine, konsolengestützte Säulen, aus denen die Rippen der acht-
theiligen Centraiwölbung sich entwickeln, welche den Kuppelraum mit imponirendem
Stolz abschliesst.

Der Chorbau ist von ansehnlichen Abmessungen und zerfällt in eine der
Vierung zunächst liegenden Abtheilung, den Vorchor, und in das eigentliche Chor-
haupt. An den Hochwänden des Vorchores stehen auf kräftigen Simszügen je zwei
Ecksäulen, aus denen die Gewölberippen hervorwachsen. Unterhalb des Sims-
zuges sind die Wandflächen nischenartig durch Blendarkaden gegliedert, an deren
Innenseiten aus kleinen Halbkreisen gebildete Säume dekorativ herabhängen. (Vergl.
Abb. Nr. 50.) Als Stützen der Arkaden fungiren an den Ecken abgefaste Pfeiler,
 
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