SELIGENSTADT
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am Schluss des Mittelalters. Unter den in der Kapelle aufbewahrten Paramenten
verdienen als Arbeiten der Spitzenklöppelei Erwähnung: ein Altartuch mit Ver-
brämung von Reliefspitzen italiänischen Ursprunges aus dem 17. Jahrhundert und
eine Alba, deren etwas jüngerer Spitzenbesatz auf flandrische Technik hinweist.
— Das sogen. ZilcJicn-Kapellchcn vor dem Steinheimer Thor gelegen und um 1750
von Angehörigen der Familie Zilch errichtet, ist eine einfache volksthümliche
Gebetsstätte von anspruchsloser Bauart.
Die Kapelle auf dem Friedhof ist ein erst vor einem Jahrzehnt errichtetes
kleines Heiligthum mit einem Portal, welches ursprünglich an der Nordseite der
Abteikirche stand. Beim Umbau der Seitenschiffe dieser Kirche im Jahre 1872
wurde das Portal entfernt und später an der jetzigen Stelle wiederaufgebaut. In
allen seinen Theilen herrschen die Formen des Barockstyles. Ueber flankirenden
Säulen mit jonisirenden Kapitalen ziehen sich vielgliedrige Simsverkröpfungen hin,
an deren Seiten volutenförmige Giebel aufsteigen. In der Mitte dieser Bekrönung
prangt das Wappen des Abtes Peter IV mit der Inschrift :
D . O . M .
pax saCrae hVIC DoMVI
FUNDATAE SUPRA PETRAM,
ein Chronogramm, dessen ausgezeichnete Buchstaben durch Addition die Jahreszahl
1722 ergeben. Die Werkstücke der ovalen Lichtöffnungen scheinen mit dem Portal
gleichen Urspunges zu sein und von der früheren Fassadenvorhalle der Basilika
herzurühren. Die Kapelle trägt den Namen „Zur Noth Gottes", mit Beziehung
auf eine darin befindliche Ecce-Homo-Skulptur mit einem Reliquiar auf der Brust
und mit der Jahreszahl 1765.
Der Friedhof ist nach der Mainseite hin von den Ueberresten des älteren Friedhof
Stadtmauerzuges nebst einem wohlerhaltenen, dem 15. Jahrhundert angehörigen
Wehrthurm (s. S. 221) begrenzt. — Der grössere Theil des Todtenfeldes umgab
früher, nach alter Begräbnisssitte, die an dieser Stelle bis zu ihrer Niederlegung
im Jahre 1817 befindlich gewesene St. Bartholommis-Pfarrkirclie. Zahlreiche Ueben-este der
St.Bartholomäus-
Ueberreste wurden nach dem Abbruch des im Langhause romanischen, im Chor Pfarrkirche
gothischen und in verschiedenen ornamentalen Bestandtheilen dem Styl der Spät-
renaissance folgenden Gebäudes verschleudert. Ein solcher Ueberrest hat sich im
Hofraum des der Abtei gegenüber gelegenen Gasthauses zur Krone in dem Bruch-
stück eines Taufbeckens (vergl. Abb. Nr. 58) erhalten, welches gegenwärtig als
Brunnensarg benützt wird. Das Material ist
bunter Sandstein. Die Aussenwandungen des
Fragmentes zeigen auf abgetheilten Feldern theils
einzelne, theils paarweise geordnete, halbzer-
störte Figuren in Hochrelief, die nach allen
Analogieen als die Gestalten des Erlösers und
der Apostel zu deuten sein dürften. Die Köpfe
Fig. 58. Seligenstadt. Bruchstiich eines fehlen" RumPf Und Gewandung sind von
Taufsteines. strengem Styl und lassen auf die Enstehung des
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am Schluss des Mittelalters. Unter den in der Kapelle aufbewahrten Paramenten
verdienen als Arbeiten der Spitzenklöppelei Erwähnung: ein Altartuch mit Ver-
brämung von Reliefspitzen italiänischen Ursprunges aus dem 17. Jahrhundert und
eine Alba, deren etwas jüngerer Spitzenbesatz auf flandrische Technik hinweist.
— Das sogen. ZilcJicn-Kapellchcn vor dem Steinheimer Thor gelegen und um 1750
von Angehörigen der Familie Zilch errichtet, ist eine einfache volksthümliche
Gebetsstätte von anspruchsloser Bauart.
Die Kapelle auf dem Friedhof ist ein erst vor einem Jahrzehnt errichtetes
kleines Heiligthum mit einem Portal, welches ursprünglich an der Nordseite der
Abteikirche stand. Beim Umbau der Seitenschiffe dieser Kirche im Jahre 1872
wurde das Portal entfernt und später an der jetzigen Stelle wiederaufgebaut. In
allen seinen Theilen herrschen die Formen des Barockstyles. Ueber flankirenden
Säulen mit jonisirenden Kapitalen ziehen sich vielgliedrige Simsverkröpfungen hin,
an deren Seiten volutenförmige Giebel aufsteigen. In der Mitte dieser Bekrönung
prangt das Wappen des Abtes Peter IV mit der Inschrift :
D . O . M .
pax saCrae hVIC DoMVI
FUNDATAE SUPRA PETRAM,
ein Chronogramm, dessen ausgezeichnete Buchstaben durch Addition die Jahreszahl
1722 ergeben. Die Werkstücke der ovalen Lichtöffnungen scheinen mit dem Portal
gleichen Urspunges zu sein und von der früheren Fassadenvorhalle der Basilika
herzurühren. Die Kapelle trägt den Namen „Zur Noth Gottes", mit Beziehung
auf eine darin befindliche Ecce-Homo-Skulptur mit einem Reliquiar auf der Brust
und mit der Jahreszahl 1765.
Der Friedhof ist nach der Mainseite hin von den Ueberresten des älteren Friedhof
Stadtmauerzuges nebst einem wohlerhaltenen, dem 15. Jahrhundert angehörigen
Wehrthurm (s. S. 221) begrenzt. — Der grössere Theil des Todtenfeldes umgab
früher, nach alter Begräbnisssitte, die an dieser Stelle bis zu ihrer Niederlegung
im Jahre 1817 befindlich gewesene St. Bartholommis-Pfarrkirclie. Zahlreiche Ueben-este der
St.Bartholomäus-
Ueberreste wurden nach dem Abbruch des im Langhause romanischen, im Chor Pfarrkirche
gothischen und in verschiedenen ornamentalen Bestandtheilen dem Styl der Spät-
renaissance folgenden Gebäudes verschleudert. Ein solcher Ueberrest hat sich im
Hofraum des der Abtei gegenüber gelegenen Gasthauses zur Krone in dem Bruch-
stück eines Taufbeckens (vergl. Abb. Nr. 58) erhalten, welches gegenwärtig als
Brunnensarg benützt wird. Das Material ist
bunter Sandstein. Die Aussenwandungen des
Fragmentes zeigen auf abgetheilten Feldern theils
einzelne, theils paarweise geordnete, halbzer-
störte Figuren in Hochrelief, die nach allen
Analogieen als die Gestalten des Erlösers und
der Apostel zu deuten sein dürften. Die Köpfe
Fig. 58. Seligenstadt. Bruchstiich eines fehlen" RumPf Und Gewandung sind von
Taufsteines. strengem Styl und lassen auf die Enstehung des