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Hoffmann, Richard [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,6): Bezirksamt Cham — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.36889#0179
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Kunststatistische Übersicht.

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Rokokoplastik sind nur äußerst bescheidene Werke. Das rauhe Material des Granit
hindert allein schon an künstlerisch feinerer Durchbildung. In der Stadt Cham ist
ein Brunnen mit der Granitfigur des hl. Florian (1783) zu treffen, am Marktplatze
zu Furth i. W., in Ränkam und nahe bei Schloß Thierlstein sind Figuren des
hl. Nepomuk, deren Beliebtheit im Bezirk die Nähe Böhmens erklärlich macht.
Die Holzplastik des frühen 18. Jahrhunderts liefert an selbständigen Figuren,
die nicht in Verbindung mit Altären oder anderen kirchlichen Einrichtungsgegen-
ständen stehen, gute Beispiele an einer Hott geschnitzten St. Michaelsfigur mit dem
Drachen an der Westempore der Spitalkirche zu Cham, an zwei Statuetten der
PemHinger Pfarrkirche, wie auch an überlebensgroßen Figuren zu Runding. Die
Mater dolorosa in letzterer Kirche ist eine besonders charakteristische Arbeit des
späten Barock um 1720. Die in der Barockplastik so beliebten Madonnen im Rosen-
kranz finden sich in den Kirchen zu Grafenkirchen und Wilting, beidemale hübsche
Arbeiten vom Beginn des 18. Jahrhunderts.
Die Rokokoplastik ist im Gebiete an selbständigen Holzfiguren zwar spärlich,
aber vortrefflich vertreten in den fast lebensgroßen Statuen der Pfarrkirche zu
Furth i. W. (Unterkirche) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die lebhaft
bewegten Figuren tragen, bezeichnend für die Auffassung dieser Zeit, einen fein-
empfundenen Zug religiöser Begeisterung an sich.
III. MALEREI.
Aus dem Mittelalter stammen das freilich stark übermalte Wandgemälde im
Tympanon des Südportals der Pfarrkirche in Chammünster und einige Reste von
Glasgemälden ebenda. Auch aus der späteren Zeit ist die Malerei nur spärlich
vertreten.
Von den im Bezirksamt vorhandenen Deckengemälden des 18. Jahrhunderts
stehen die Fresken in der Pfarrkirche zu Cham von 1730 obenan. Sie sind sowohl
in der Komposition wie auch im Kolorit tüchtige Werke des bekannten Malers
J. O. Gebhard aus der weitverzweigten Künstlerfamilie der Gebhard in Prüfening.
Dieser gewandte Künstler begegnete uns bereits im Bezirksamt Roding, wo er das
große Choraltarblatt für die Klosterkirche zu Reichenbach fertigte (vgl. die Kunst-
denkmäler der Oberpfalz, HeftI, B.-A. Roding, S. 117 u. 221), sowie im Bezirks-
amt Parsberg, wo in der Friedhofkapelle zu Breitenbrunn ein ehemaliges Altarblatt
von seiner Hand (1743) sich befindet. (Ebenda Heft IV, B.-A. Parsberg, S. 49 u. 232.)
Die Deckengemälde zu Dalking, PemHing und Schorndorf sind minder be-
deutende Arbeiten, die zum Teil auch durch moderne Restaurationen gelitten haben.
Originell ist die volkstümliche Ausmalung der Seelenkapelle zu Untertraubenbach.
Eine dekorativ gute Leistung des fortgeschrittenen 18. Jahrhunderts stellt nur
das große, ehemalige Altarblatt des Martyriums des hl. Stephanus auf der West-
empore der ehern. Franziskanerkirche zu Cham dar.
Von mehr kulturgeschichtlichem als künstlerischem Wert ist der Cyklus der
im Stiegenhause des Pfarrhofes zu Cham aufgehängten Ölbilder sämtlicher im ehe-
maligen Erzdekanate Cham gelegenen Kirchen.
 
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