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Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]; Hager, Georg [Bearb.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,1): Bezirksamt Roding — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.26556#0252
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KUNSTSTATISTISCHE UBERSICHT.

Das heutige Bezirksamt Roding stellt wie in geschichtlicher, so auch in kunst-
geschichtlicher Beziehung kein einheitliches Bild dar. Die Kunstentwicklung wurde
in erster Linie von dem nächsten großen Kunstmittelpunkt, von Regensburg, beein-
flußt. Aber auch die frühere Hauptstadt der Oberpfalz, Amberg, machte ihre Ein-
wirkung geltend. Daneben treten im Gebiete der früheren Herrschaft Falkenstein,
die zu Niederbayern zählte, Einflüsse der niederbayerischen Kunstzone auf. Auch
Nümberg, zu welchem Kloster Reichenbach irn 15. Jahrhundert in engen Beziehungen
stand, muß in Betracht gezogen werden. Die beiden Klöster des Gebietes, das
Zisterzienserkloster Walderbach und das Benediktinerkloster Reichenbach, Stiftungen
zweier mächtiger Geschlechter, der Burggrafen von Regensburg und der Markgrafen
von Cham und Yohburg, waren nicht nur Mittelpunkte der Kunstpflege im Gebiete,
sie waren auch zeitweise der Sitz von austibenden Kiinstlern.

I. KIRCHLICHE BAUKUNST.

Den interessantesten Teil der kirchlichen Bauten des Bezirksamts bilden die
romanischen Baudenkmäler. Schon die verhältnismäßig große Zahl von einem vollen
Dutzend romanischer Bauten ist beachtenswert (Friedersried, Fronau, Hatzelsdorf,
Hof, Kalsing, Oberranning, Obertrtibenbach, Reichenbach, Roding, Schönfeld, Siegen-
stein, Walderbach). Das Interesse, das diese Bauten bieten, wird noch gesteigert
durch eine große Mannigfaltigkeit der Typen.

An der Spitze stehen die beiden großen Klosterkircben von Reichenbach und
Walderbach. Das Reichenbacher Münster, in der Anlage und zum Teil auch noch
im Aufbau, aus der Zeit von 1118—1135 herrührend, zeigt als dreischiffige, flach-
gedeckte Pfeilerbasilika mit drei Ostapsiden und zwei Ostttirmen die in Bayern
mehrfach begegnende Vereinfachung des Planschemas der Hirsauer Bauschule. In
dem zu einer zweigeschossigen Vorkirche ausgestalteten Westbaue macht sich weniger
der Einfluß Hirsaus als ein in der Regensburger Diözese auch sonst begegnendes
Baumotiv geltend. Kunstgeschichtlich viel belangreicher ist das Mtinster von Walder-
bach, eine dreischiffige Hallenanlage mit Kreuznahtgewölben in den Seitenschiffen und
Kreuzrippengewölben im Mittelschiff, ein Zisterzienserbau der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts, der unter den auf uns gekommenen romanischen Zisterzienserkirchen
Deutschlands einzig dasteht. Durch den Orden vermittelte Beziehungen zu Frankreich
waren hier maßgebend; daneben aber verleugnet sich nicht. die Ankniipfung an heimische
Bauweise. Schon die Anlage dreier, in gleicher Flucht liegender Apsiden im Osten ver-
zichtet auf eine spezifische Eigenart der Zisterzienserkirchen. Die ausgedehnte, über
 
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