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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0234
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AMT HEIDELBERG — HEIDELBERG 221

meindezwecke dienenden schmucklosen Saal verwandelt, während der schöne große
Bibliotheksraum durch Einziehen von Wänden zu Wohnräumen umgestaltet worden ist.

An den. Wänden des gewölbten Korridors in beiden Stockwerken hängen noch die
Bildnisse der Stifter und der fürstlichen Gönner des Ordens — sehr nach-
gedunkelte und künstlerisch minderwertige, aber dekorativ wirksame Arbeiten —■ in ihren
Hübschen barocken Schnitzrahmen; auch die alte barocke, reich geschnitzte Korridortür
im Vestibule ist noch vorhanden und hat bei der letzten Restauration als Vorbild für die
neuen großen Glastüren im Erd- und Obergeschoß gedient.

In der Pfarrwohnung ein vortreffliches Ölpoftrat Karl Theodors von Joh.
Jacob de Lose (pinxit 1780).

Der Kirchenschals der ehemaligen Jesuitenkirche befindet sich zurzeit teils in der
Pfarrwohnung, teils in der neu hergerichteten Sakristei und dem entsprechenden Räume
an der Westseite des Altarraumes. Hervorzuheben sind:

1. Madonnenbild, gewöhnlich dem Sassoferrato zugeschrieben und jedenfalls
eine gute Arbeit aus dem Kreise der späteren Bologneser. Nach Aloys Schreiber
hat es einst einen der Seitenaltäre geziert.

2. Ein älteres Heiligenbild auf Goldgrund, im Charakter der oberitalienischen
Schulen des 15. Jhs.

3. Das Hauptstück des Silberschatzes bildet die silberne Madonnenstatue mit
dem Christuskinde vor einem (abnehmbaren) Strahlenkranz (s. Fig. 140). Die
Jungfrau als Himmelskönigin, eine reich verzierte und mit Edelsteinen besetzte
Krone auf dem Haupte, das Christkind auf dem linken Arme, in der Rechten
das ebenfalls reich geschmückte Zepter haltend, erscheint in halber Lebensgröße
auf der Weltkugel stehend, um die sich in üblicher Weise die Schlange der
Sünde ringelt. Das Gewand ist schön gemustert, die Borten reich ornamentiert,
alles aufs feinste getrieben und ziseliert; dabei der Kopf Marias und des Kindes
von beseeltem Ausdruck. Hervorragend schön auch der hohe barocke Sockel,
ebenfalls aus Silber getrieben und auf der Vorderseite mit reizvollem Ornament
belegt. Das Ganze ein dekoratives Prachtstück ersten Ranges etwa aus der
Mitte des 18. Jhs.

Große und kleinere silberne Altarleuchter vom Jahre 1746 von hervor-
ragend schöner Arbeit und Formgebung. Daneben eine Anzahl versilberter kupferner
■^Itarleuchter, ebenfalls in reizvollem Rokoko.

Vier schöne Rokoko-Blumenvasen aus Messing mit aufgelegten Zinnorna-
wenten von vornehmster Formgebung.

Schönes Rauchfäßchen und Schiffchen aus Silber; reizende Rokokoarbeit.

Großes silbernes Kruzifix auf schönem barockem Sockel.

Prachtvolle große Monstranz, silbervergoldet, vom Jahre 1746 mit Augsburger
-eichen; leider ungeschickt und falsch restauriert, mit sehr schönen, in Silber getriebenen
Rcüefbildern am Fuße.

Zierliche Rokokoplatte mit zwei Meßkelchen, in Silber getrieben.

Schöne Holzstatue der Madonna mit dem Kinde in derselben Auffassung, wie
ie oben erwähnte silberne Statue, und aus derselben Zeit stammend (Eindrittellebens-
^oße), auf stilvollem altem Sockel. Ausdruck der Köpfe vortrefflich, ebenso Körper-
haltung und Gewandung.
 
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