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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0592
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KKiüS iiKir >ki-i:kkc.

Wulstes der Pfeilerbasis des Triumphbogens der aus einer 3 bis 4 cm starken Schicht
harten Mörtels bestehende ehemalige Estrich des gotischen Langhauses, auf dem Ton-
plättchen oder Sandsteinplatten gelegen haben sollen. Vom Schiff müssen also einige
Stufen zum Querschiff und Chor hinaufgeführt haben. Beim Verfolgen der Richtlinie
der Arkadenpfeiler fanden sich in regelmäßigen Abständen von 3,4 m innen längs
der Schafstallmauer Pfeilerfundamente von 1 m im Quadrat, welche sich aber bald un-
zweifelhaft als Unterlagen für die Holzstützen des »Ingebäus« der früheren Einrichtung
zum Tabakschuppen erwiesen, während sich
von einem mittelalterlichen Pfeilerfundament
keine Spur hat entdecken lassen. Nach Er-
richtung der Fundamente jenes ersten Pfeüer-
paares am Triumphbogen ist also bereits der
Bau sistiert worden, ein romanisches Lang-
haus hat niemals gestanden.

Ein glücklicher Zufall brachte unter
dem nächst gelegenen Stützenpfeiler nach
dem Abbruch des schlechten, kaum durch
Mörtel verbundenen modernen Bruchstein-
mauerwerks eine Sandsteinplatte zu tage,
welche, i,7S m *ang> '«folge der Zerstörung
des unteren Teiles aber nur noch o,Ss m
hoch, mit einem reizvollen romanischen
Arkadenfries geschmückt ist (s. Abbildung
Fig. 368). Auf der Rückseite sind Eisen-
haken eingelassen, welche zur Verbindung
mit einem Rückenstück gedient haben werden.
Wahrscheinlich handelt es sich hier um den
Rest der Vorderplatte eines romanischen
Altars, vielleicht des ehemaligen Hochaltars
der Klosterkirche. In Stil und Technik
stimmt sie genau mit den Bildhauerarbeiten
im Chor und Querschiff überein. Leider ist
der der untere Teil abgeschlagen. Die Gesamt-

höhe wird 1,2 m betragen haben, die Ge-
samtlänge vielleicht das Doppelte. Das Kapital des Ecksäulchens auf der Vorderseite
ist sehr verstümmelt, an der Seitenfläche zeigt es sich aber noch fast unverletzt in seiner
reizvollen antikischen Formgebung (s. Abbildung Fig. 369). In derselben Weise ist
beispielsweise der frühgotische Altartisch in der Klosterkirche der Cisterzienserinnen zu
Licbten'stein. in, Württemberg mit einer Ecksäule versehen, während die alte mensa
in der Gerresheimer Kirche bei Düsseldorf außer der Ecksäule noch vorgestellte
Zwischensäulen aufweist. Auffällig auch hier wieder die Vorliebe für Benutzung des
Steinbohrers (vgl. oben S. 556}. Die Platte befindet sich jetzt im Diözesanmuseum zu
l-'reiburg i. B. (Professor Sauer ist geneigt, sie für den Rest einer Chorschranke zu halten.)
Als im 15. Jh. (s. oben) die Nonnen zur Errichtung eines Langhauses schritten,
ließen sie die Längsmauern außerhalb neben der angefangenen Arkaden pfeilerreihe in

Fig. 369.. .Ecke der Altarplatte (?) ,
Lobenfelder Klosterkirche.
 
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