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Rott, Hans; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 9,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bruchsal (Kreis Karlsruhe) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1369#0379
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344

AMT BRUCHSAL - WEIHER

Eremitage
Beschreibung

zeichnet«. (Wille, Bruchsal 74.) Südliches Leben pulst in diesen geistreichen, geschickt
entworfenen Improvisationen, die der Phantasie eines Italieners entsprungen sind. Darauf
weisen die klassischen Ruinen, die römischen Mauerbogen, der antike Steinbehälter,
in den der Brunnen sein Naß ergießt, aber auch die Weinranken, die sich durch das Dach
schlingen, die an Schnüren aufgehängten Feigen und Schwämme, die Melonen, der Mais,
der Honigtopf und der Fiasco.

Ein Blick auf die Malereien im Erdgeschoß des Bruchsaler Treppenhauses belehrt
uns, daß der Meister dieser »auf eremitisch« ausgeführten eigenartigen Gemälde nur der
Römer Giovanni Francesco Marchini sein kann, der kraft seines am 26. Juli 1732 mit
Schönborn abgeschlossenen Vertrages zu Arbeiten »zu Altenbürg, Waghäusel und sonsten
auf den herrschaftl. Lusthäusern« verpflichtet war (GLA. Br. Gen. 138. Über Marchini
oben p. 106 f.). Trefflich haben sich bis heute die Fresken Marchinis erhalten, die auf dem
vermittelst Weidenruten an die Kuppelverschalung befestigten Bewurf aufgetragen wurden.
Die seltsamen Bilder dieser vorgetäuschten idealen Einsiedelei machen im Verein mit den
graziösen Formen des Bauwerks selbst den intimen Reiz dieser Eremitage aus.

WEIHER

Geschichte

Römisches

Nikolaus
kirche

Mitteil. d. bad. histor. Kommiss. Nr. 13 (1891), 115; Nr. 20 (1898), 117.

Feigenbutz, 255. — Stocker, 158. — Erzbistum Freiburg, 683.

Geschichte. Wilare 803; Wilre 1281; Wiler by Kisslauw 15. Jh. — War im
r4. Jh. im Speirer Besitz. In den Dekanatsbüchern wird es nach dem Patron, seiner
Kirche Niklausweiler genannt. Bis 1803 gehörte das Dorf zum weltlichen Besitz des
Speierer Domstifts.

Römisches. Nördlich von der »Heerstraße« gegen Forst zu, gegenüber den
»Gräfenäckern« kurz vor dem Wald, fand man Tonkrüglein unter Ziegelplatten, wohl
römische Gräber, ebenso in der »Salle« (Hirtenäcker) und »im Loch«. Mauerwerk
und Falzziegel an den Sandgruben und in einem Acker nordöstlich vom Dorf aufgedeckt.
Auf einem Ziegel der Stempel LPL. — Römische Münze des Elagabal (Wagner

n, 183).

Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus, als parochialis ecclesia in Niclauswilre 1463
genannt. Von der alten Kirche heute nur der Chor als Seitenkapelle der Mutter
Gottes vorhanden, da man 1871/72 die neue quer zur alten baute. Den im Dreiachtel
schließenden alten Chor mit. zweifach abgetreppten Strebepfeilern umgibt ein an den
Ecken sich verschneidendes Kaffgesims und ein einfacher Schrägsockel. Spätgotisches,
teilweis ersetztes Maßwerk in den Fenstern, von denen das mittlere zugemauert. Am
nordöstlichen Pfeiler ist ein gewundenes Hörn ausgemeißelt. Auf demU'östlichen
Schlußstein des mit einem Kreuzrippengewölbe abgedeckten Chors das Wappen des
Speierer Bischofs Georg, Pfalzgrafen bei Rhein (1513 bis 1529), auf dem westlichen das
der Ortsherrschaft von Helmstatt mit Band darüber. Die Rippen steigen unvermittelt
atts Wänden und Ecken auf. Der gotische Triumphbogen des 8,30 m tiefen Chors
mißt 3,47 m im Lichten. Im Fußboden abgetretene Grabplatte von 1716. Steinmetz-
zeichen nicht zu finden, da die Wände abscharriert. (Das von Mone, Die bild.
 
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