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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0009
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ALTENBERG.

5

3.

Messingene Grabplatte des 1475 gestorbenen Herzogs Gerhard II. von Jülich und Berg,
Grafen zu Ravensberg, messend 11' 3" und 5' 9" und aus 12 kleinem Philen zusammen-
gesetzt. Die Grabplatte liegt auf einem nur 1' hohen Steinsöckel und ist so gearbeitet,
dass der schraffirie Grund liefer liegt, als der figürliche Schmuck. Das Wappenschild com-
binirt Jülich, Berg und Ravensberg. Die deutsche Inschrift lautet:9

Nach Cristi geburt dusent vierhundert jair as ein lew stolz und menlich was hee altzyt gesynt

Vunff un sevetzig darzo, dat is wair, synen viende zo krencken sich yn der wairheit beflnt

in deme äugst up den neyntzeenden dach eyn leiffhauer aller geistlichheit

neumpt war wat doe geschach: eyr guet zo beschirmen was. hee bereit

der durehluchtige und hoegeboren guetlich zo sprechen was syn munt

hertzouch und furste von gode erkoren zu eyme yeden in aller stunt

Gerart, hre zo Gulieh und zo de Berghe Oulde und gunstich was syn leven

und darzo greve zo Rauensperghe steidtz bereit was hee zo geven

besloss syn leven und ende, yemantz zo krenken an syn ere

upgaff in des vaders hende we ym geweist sere

synen geist und seele Unmeir rechtverdich waerafftich und geloefflich

as sulchs zo Lullstorff gevelle yn allen Sachen was hee unbedaechlich.

der syn lande, lüde und undersaissen dess licham hie unden licht begrauen

in synen leven vredeliche regierde boeuen maissen 0 got willt synre gedechtnyss hauen

und durch dyne bitter passie und pyn
gnedentlich vergeven die sunden syn.

Am Grabe Gerhards befindet sich ein 10' hoher Standleuchter von Kupfer mit rundem

Teller, Fuss und 5 mal beringtem Schaft.

4.

Metallne Grabplatte des 1398 gestorbenen Bischofs Wichbold von Cuim, eines Colner
Patriziersohnes,10 der später als Bischof von Culm auf sein Besitzthum resignirte und in
das Kloster Altenberg eintrat, dasselbe reich besehen*!^, seinen Kirchenbau federte und mit
dem herrlichen Fenster der Westseite s^)sehIoss. Das Grabdenkmal befand sich^bis zum
Brande der Kirche 1815 insammt eines zu seinen Häuplen s(..ükmrden"grossen Messingleuch-
ters in Form einer Salvalorbildsäule oder eines Kreuzes in der Milte des hohen Chores auf
einem 3' hohen, ringsum mit Darstellungen der Passion bemalten Fuss,11 wurde aber dann
entwendet und eingeschmolzen. Ein glücklicherweise vor der Zerstörung genommener Abklatsch
befindet sich im Museum zu Cöln. Die Grösse der anscheinend aus einem Stück bestehenden
Platte beträgt 10' 1" in der Länge, 6-£' in der Breite. Die eingegrabenen Umrisse und
rauh ausgetieften Gründe dürften analog den Emailleconturen früherhin durch einen farbigen
Kitt ausgefüllt gewesen sein.12 — Zwischen den Füssen des in seinen Ponlificalgewändern

9. Ohne Inschrift abgebildet bei Schimmel; vergl. Kugler, kl. Schriften, II. 327.

10. Die päbstliche Confirmationsbulle nennt ihn "Wicbold von Velstey, der Schematismus der
Geistlichkeit des Bisthums Culm, 1848, p. 4. Dobelstein. Die Wappen der letztern Fa-
milie (Fahne, Cöln. Geschl. I. 79) sind aber andre. Die Inschriften bei Jongelinus, II. p. 32.

U. Jongelinus, II. p. 24. Montanus, p. 151. Domblatt 1863. Nr. 219; Abbildung der Grab-
platte ohne Inschrift bei Schimmel.

12. Man vgl. Sotzmanns Besprechung dieser und der vorigen Grabplatte p. 495 in Eaumers
histor. Taschenbuch für 1837.
 
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